Full text: Brief von Peter Gustav Lejeune Dirichlet an Anna Elisabeth Lejeune Dirichlet

bald Ihr jüngstes Enkelchen produciren kann,

von dem ich ohne mütterliche Vorliebe sagen

muß, es ist das hübscheste u. lebhafteste Sechs-

wochenkind, das ich noch gesehen habe. Wie

Schade ist es, daß wir Sie nun auch nicht

zur Taufe heben werden, meine beiden

Brüder vermisse ich auch; mein jüngster

Bruder mit seiner Frau mußten wieder

nach Hemburg u. kommen erst im nächsten

Monat wieder, u. wenn wir bis dahin auch

warten könnten, würde der Junge so schwer

werden, daß wir nur Herkules zu Gevatter

bitten könnten, u. nicht meine beiden

niedlichen Cousinen Mendelssohn, wie

es jetzt geschehen ist. – Die Post geht zwar

nicht, aber ich habe allerlei zu kramen u. zu

thun, wie das immer der Fall ist, wenn

man sich eine Zeitlang um Nichts bekümmern

konnte, u. Sie wissen, wie lange Zeit hier

zu Lande die Wöchnerinnen eingehalten

werden. Meine Entbindung war übrigens

einer Rheinländerin würdig, von denen

Gustav behauptet, sie kämen im Schlaf

nieder; um 9 Uhr Morgens konnte ich

noch, obgleich ich von heftigen Schmerzen unter-

brochen, mit meiner Schwester plaudern,

u. eine halbe Tasse Kaffee, die zwar nicht

mehr sehr gut schmeckte hinunterschücken

konnte, u. um halb 11 war mein, sehr großes

u. starkes Kindchen da, mit langen schwarzen

Augenwimpern u. Augenbrauen, zum

Beweise, daß ich mich nicht lange ver-

rechnet, sondern ihn länger getragen habe.

Auf baldiges Wiedersehen, so Gott will, ich

freue mich herzlich drauf. Ihre Tochter

                                                               Rebecka.

Viele Grüße den Iserlohnern.

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