Herrn Bauer, den du mir in deinem Briefe ankündigst,
habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen. Wir freuen uns
sehr auf seinen Besuch, da es schon so lange ist, daß nie-
mand von den Leuten, mit denen Ihr dort
verkehrt, hier gewesen ist. Herr Regierungsrath Gossen
der wie ich nachher zufällig erfahren habe, auf einige
Wochen hier war, hat uns keines Besuches gewürdigt. Ich 
weiß nicht, ob ich bei diesem hohen Herrn in Un-
gnade gefallen bin oder ob ich überhaupt nicht vor-
nehm genug bin, meine Schwelle von so
gewichtigen Personen betreten zu sehen. Es ist
mir in jedem Falle lieb, von seiner Anwesen-
heit zu wissen, da ich Philosophie genug besitze, um mich
über mein Unglück zu trösten, u nun nicht
in Gefahr komme, wenn unsere Reise nächstes
Jahr uns nach über Cölln führen sollte, seine
Regierungsräthlichkeit zu belästigen.

[Rebecka:]
Bei genauerer Überlegung werden Sie wohl die Ungerechtigkeit der Vorwürfe
eingesehen haben, die Sie uns in Ihrem vorigen Briefe gemacht haben, liebe
Mutter, u. die uns trotz ihrer Grundlosigkeit sehr kränkten. – Ich ver-
liere doppelt bei dem Zunichtwerden uns  Plans, denn außerdem,
dass ich so sehr wünschte, in Ihrem Kreise aufgenommen zu seyn, reise
ich außerordentlich gern, u. habe das Vergnügen jetzt seit zehn
Jahren nicht genossen, u glaube nicht einmal, daß wir die 14 Ferien-
Tage, die Gustav hat, zu irgend einem nähern Ausflug werden
benutzen können; das Wetter ist gar zu wenig einladend, sichs
anderswo, als in der Stube, gefallen zu lassen. Leider wird unsre
große Weinärndte dies Jahr auch misrathen; für uns sehr traurig,
da die Trauben uns in die Fenster unsrer Schlafstube hineinreichen,
u. wir sie nun so müssen vergehen lassen; hier kann man nicht