Vierter Abschnitt.
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Anmerkun 9 X 3u6.
a) —W menotere. Das Altfr. L. R. hat: munthere, bdas v. J. Tr. pronotorius, das
Plattd. A. B. Muͤntemester, das Huns. L. R. monétare binna there Kenenges meneta, „ein
Muͤnzer in des Koͤnigs Muͤnze.““ Hierunter wird ein eigentlicher Muͤnzer, dem von dem Staate
das Muͤnzwesen uͤberlassen ist, und dann auch ein solcher, welcher nach seinem Kunstamte zur Ver⸗
faͤlschung der Muͤnzen faͤhig und geschickt ist, verstanden. In dem Ostfr. L. R. heißt es daher:
Goldschmid oder Muͤntemester. 9
bysertappet, bifori. Erfahren heißt nicht bloß durch die Sinne erkennen, sondern
auch in veralteter Bedeutung, finden, antreffen, ertappen: Adel. J. 1739. Besser druͤckt sich der
Friese durch befahren, bifara, aus. In dem Altfr. L. R. steht bifucht, „befaͤngt,“ ergreift; in
dem Huns. L. R. begript, „begreift,“ oder ergreift; in dem Plattd. A. B. befyndt; in dem v. J.
Fr. accipitur. —
c) mit Verfaͤlschung oder Verringerung, mit falske, tha mit fade. Das ist mit
falscher oder geringhaltiger Muͤnze. Das Huns. L. R. hat ebenfalls fod end folesc, so auch das
v. J. Fr. fad aut falss monéta. Dagegen haben das Ostfr. L. R. bloß mit falscher Muͤnte, und
das Plattd. A. B. mit Valscheid. In dem Altfr. L. R. treffen wir noch einen Zusatz an: mit
fade, ende mit schrede (mit beschnittener), ende mit falscher, munta. Wenn das Ostfr. L. R.
und das Plattd. A. B. nur der falschen Muͤnze erwaͤhnen, so ist darunter uͤberhaupt jede schlechte
Muͤnze zu verstehen, die nicht den Werth, die Guͤte oder das Gewicht hat, welches sie haben soll.
Die andern Codices unterscheiden aber kod von folak. So treffen wir auch eine Stelle in den Lit.
Er. an: fad ieftha falx gold. Fad heißt fehlerhaft, s. Alffr. Wb. S. 119; von Fat Abgang,
Schmaͤlerung, Verringerung. Ihre Gloss. p. 440. Die Englaͤnder sagen auch to fade, vergehen,
welken, abnehmen. Fades Geld wuͤrde denn also Geld seyn, welches an dem Werthe dadurch
verringert ist, daß es entweder zu leicht ausgemuͤnzt ist, oder aber nicht das gehoͤrige innere Ge—
halt hat. Kurz Geld, dem es an dem bestimmten Schrot und Korne mangelt. Falsche Muͤnze
aber ist, wenn anderes Metall, Zinn fuͤr Silber, Messing fuͤr Gold, zu dem Gelde genommen wird.
ßcehrede muntha, beschnittene Muͤnze, ist, wenn die gute gepraͤgte Muͤnze an der Ruͤndung abge⸗
feilet, oder abgeschnitten wird.
d) Schrein, skrine. Schrein: eine Kiste, Schrank; Buͤcherschrein, Kleiderschrein; Schrei—
— Kistenmacher, Tischler, ist bekannt. In L. Fr. in Add. tit. J, §. 3 heißt es: qui screonem
efsregerit.
e) Schatz, skata. Schatz ist jede Sache von Werth, die man sorgfaͤltig verwahret, und
bedeutet auch uͤberhaupt Guͤter und Vermoͤgen: Adelung III, 1699. Auch ist scatha Ängelsaͤchs.
und wird von Somner durch vagina gegeben. Man wuͤrde denn darunter eine Scheide, Futeral,
oder ein Behaͤltniß, worin man etwas stecket oder verbirgt, verstehen. Davon denn auch Schach—
tel, und auch Schapp, Niedersaͤchs. und Holl. ein Kasten. In seinem Schatz wuͤrde also heißen:
entweder unter seinen verwahrten Sachen, oder aber in irgend einem Behaͤltnjsse.
f) Verwahrsam oder Besitz, helde. s. Altfr. Wb. S. 169.2 — —w88
8) Beiguͤr tel, bigerdele. Das Plattd. A. B. hat Bygordell; und das Altfr. L. R.
an sine bigherdele, an sine budele, „in seinem Beiguͤrtel, in seinem Beutel.““ Weil hier Bei—
guͤrtel und Beutel zusammen in Verbindung stehen, so vermuthe ich, daß Beiguͤrtel der Geldguͤr—
tel oder die sogenannte Geldkatze ist, die man auf Reisen um den Leib guͤrtet.
Alle diese Ausdruͤcke: Schrein, Schatz, Verwahrsam, Beiguͤrtel, sind in dem Huns. L. R.
nicht vorhanden, dagegen hat das v. J. Fr. infra ergasterium (operatorium, ossicina: Gloss.
man. med. lat. III, 332), vel fabricam. Es soll nur damit angedeutet werden, daß wenn man
bei einem Muͤnzer oder Goldschmidt in seiner Verwahrsam, wo es auch sey, falsches oder gering—
haltiges Geld antrifft, er fuͤr den Verfertiger desselben zu halten sey, und er nicht durch den Eid