Full text: Asega-Buch

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Asega ⸗Buch. 
N das Geld, jeld. Der Beschaͤdigte war berechtigt, von dem Thaͤter Schadenersatz zu 
fordern. Dieser Schadenersatz wurde durch den Preis oder den Werth einer jeden entrissenen 
Sache geleistet. War der Schaden dem menschlichen Koͤrper zugefuͤgt, so wurde der Ersatz nach 
dem, in den Gesetzen bestimmten, Preise des Lebens, oder jedes verlornen oder auch verwuͤndeten 
Gliedes entrichtet. Jeder Schadenersatz hieß uͤberhaupt bote, Buße, von bet, bat, gut, besser. 
So heißt es oben J, §. 113 6a beétere hini sso verbessere er ihn, bezahle er ihn) mit twifoldere 
bhote. Pote, Buße, ist also woͤrtlich Verbesserung, Schadenersatz (Abelung Wo. J, 1153), und ist 
mit emenda gerade von derselben Bedeutung. Weil nun dadurch der Streit abgemacht und bei— 
gelegt wurde: so hieß die Buße in den L. Fr. und andern Germanischen Rechten compoeito. 
Diefe Buße, emenda, compositio, wurde nach Bewandtniß der Umstaͤnde einfach entrichtet, oder 
verdoppelt oder noch mehr vervielfaͤltiget. Die Sache, womit die Buße entrichtet wurde, oder 
die Bezahlung der Buße hieß Jeld, Geld, von gelten, verguͤten, bezahlen und auch einen Wertß 
haben. Adelung II, 522. 532. Auch in dem mittlern Latein hieß gildum, die Gulte, Bezahlung. 
Gloss. med. lat. III, 793. Hier ist also um so weniger unter Jeld, gemuͤnztes Geld zu verstehen, weil 
noch spaͤter nach dem Ostfr.L. R. sogar das Wehrgeld nur zum Theil in klingender Muͤnze bezahlt wurde. 
Nur der erste Termin durfte mit baarem Gelde entrichtet werden, die uͤbrigen beiden konnten mit Vieh 
und Tuch bezahlt werden. Buch 3, Cap. 24. Durch dJeld, Geld, wurde alfo jede Missethat, Diebstahl, 
Nothzucht, Verwundung, Mord u. s. w. abgebuͤßet. Selbst nach unserm Texte buͤßte der Frevler 
den, durch seine Mißhandlung erfolgten, Tod eines Kindes mit Jeld. Die Buße oder das Suͤhn⸗ 
geld fuͤr einen Erschlagenen wird in dem Altfr. L. R. S. 403 ausdruͤcklich Jeld genannt. Hwerso 
ren man slain wirt, so sint da jelden XII merka. So auch in mehrern Stellen. Bei einem 
Todtschlage nannte man aber gewohnlich das Suͤhngeld, welches der Erbe erhielt, Wehrgeld, im 
mittlern Latein, weregeldum, und weregildum. Qui in corte ducis hominem occiderit, vue- 
rigildum ejus componat et novies Fredam ad partem dominicam. LL. Fr. tit. 17, . 2. Dieses 
Wort ist wohlnicht nach der Meinung von Eccardhund Heineccius aus were, Mann, und Geld, son⸗ 
dern wahrscheinlicher aus were, Werth, Preis, und Geld zusammengesetzt (Wacht. loss. p. 1876), 
und bezeichnet dann die Entgeldung oder Entschaͤdigung des Werthes, worauf der Erschlagene 
nach seinem Stande in den Gesetzen angeschlagen ist. Deutlich heißt es in einer Urkunde von 1095: 
ut si quis de familiis écclesiae occisus fuerit, si préti um éjus, quod Weérgeldum vulgari 
locutione vocant ... Gloss. med. lat. VI, 933; und bei Notk. Psalim. 92: si trinchen in 
nuerigelt, bibebant pretium suum. In den Angels. Gesetzen heißt auch das Wehrgeld, schlecht— 
weg der Werth, der Preis. So unter andern in L. Henrici J, cap. 703 si praegnans occi 
datur ét puer in ea vivat, uterque plena Weéra reddatur. Das weiter unten in unserm Texte 
borkommende werthma scheint ebenfalls das Wehrgeld zu bezeichnen, und muß denn schlechtweg 
durch Werth, Preis, oder noch woͤrtlicher durch Werththum, Preisssthum, uͤbersetzt werden. Die— 
ses Wehrgeld wurde nicht bei einem Todtschlage allein entrichtet, sondern es diente auch zum 
Maaßstab der Buße sowohl als der Bruͤche fuͤr andere Verbrechen. Rem quam abatulit, in du- 
plum restituat, et ad partem Regis pro fredo weregildum suum (an fiscalischer Bruͤche sein 
Wehrgeld, d. i. so viel sein Wehrgeld sich betraͤgt): LI. Fr. tit. 3, 8. 33. Auch ein geschwaͤchtes 
Frauenzimmer erhielt so viel zur Buße, Genugthuung, oder Entschaͤdigung, als ihr Wehrgeld be— 
frug. Si quis virginem rapuerit et violatam demiserit, componat ei vueregildum éejus ad 
daufactionem: L. Fr. tit. 9, . 5. Auch treffen wir dieses Wehrgeld, weregildum, sehr oft 
durch widrigild, guidrigild, wirgild u. s. w. geschrieben an. Es mag seyn, daß letzteres aus 
wieder⸗ und „Geld“ jusammengesetzt ist, und Wiedererstattungsgeld bezeichnen soll, so wie auch 
Grotius in praet. ad script. Goth. p. 67 sich ausdruückt: widrigeldum est quod pro talione da- 
ur; indessen wird das Wehrgeld und Widergeld doch in einer und derselben Bedeutung genom⸗ 
men. So wird in der 15ten Kuͤr die Entschaͤdigung eines geschwaͤchten Frauenzimmers nach den 
herschiedenen Handschriften vwergeld, wedergeld, und vithirgeld genannt. Auch sonst koͤmmt die— 
ses Widergeld sehr oft in der Bedeutung von Wehrgeld vor. si quis liber liberum infra januas 
celesiae occiderit — parentibus legitimum widrigildum (nach Heérold. wergildum) solvat. 
LIL. Alem. tit. 4. bei Geotgisch P. 198. Quicunque liberum hominem interfecerit, widri— 
gild his, ad quos legibus pertinet, componat: LL. Lud. Pii, cap. 15. Indessen ist das wer⸗
	        
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