des Verfassers.
XIII
Englische, Daͤnische oder Schwedische Sprache die Deutsche nennen kann: eben
so wenig kann man dieses Landfriesisch fuͤr Altfriesisch halten ). Und auch dieses
Landfriesisch ist jetzt schon so sehr verwaͤssert, daß auch dieser Mundart ihr voͤlliger
Untergang bald bevorstehen mag “*). Dies ist das Loos aller vorigen, jetzigen
und kuͤnftigen Sprachen.
It silvae foliis pronos mutantur in annos;
Prima cadunt: ita verborum vetus interit aetas,
Et juvenum ritu florent modo nata, vigentque ***),
§. 7.
Wenn nun gleich die Altfriesische Sprache alle ihre gleichzeitige und ebenbuͤr—
tige Schwestern uͤberlebt hat; so hat sie doch das sonderbare Mißgeschick getroffen,
daß sie auch unsern besten deutschen Philologen unbekannt geblieben ist. Bis zu der
Zeit, da Adelung 1774 sein unschaͤtzbares Woͤrterbuch herausgab, und Fulda's ***)
Abstammung Germanischer Wurzelwoͤrter 1776 erschien, waren, außer dem so ra—
ren und auch damals noch nicht uͤbersetzten, Altfriesischen Landrechte, bloß einige
gedruckte Urkunden in den ebenfalls seltenen Werken von Schotanus, Winshe—
mius, Gabbema und von Schwarzenberg, vorhanden. Aber auch fast alle diese
Urkunden sind aus dem Zeitalter, wo die Friesische Sprache beinahe voͤllig erschlaf⸗
5) Kempius erzaͤhlt, daß, wie er 1547 zu Loͤwen studieret, er bei dem damals da gehal—
tenen Landtage bemerkt habe, daß feine Landsleute, die Deputirten der Provinz Fries—
land, sich in der Sprache — quae adhuc hodie in Frisia, quam occidentalem ap—
pellamus, cujus caput est Téovardia, usurpatur — also in dem Landfriesischen un—⸗
kerhalten haͤtten, und die Cauchi (Ostfriesen) Westphaͤlinger, Gelderer, Flanderer und
Hollaͤnder sie nicht verstanden haͤtten. Nur irrt e sich, wenn er hinzusetzet: Haec
est antiquissima Frisiorum lingua, quae olim to ti nationiscommunis fuit.
De Origine Fris. lib. 1, p. 202.
) Zedert 40 Taer is in de Friesche Landtaal cene groote en anmeéerkelyke Afneming
veroorzaakt, en het staat te vermoeden, dat dezeive nog VUenigen tyde haar Bur-
gerrecht geheel verliezen zol. Focke Sjoerds algém. Beschryv. vau Friesl. J, 315,
**) HORAde arte poetica, v. 60,
*xx) Fulda erwaͤhnt zwar S. 30 der Friesischen Sprache; wenn er aber bloß anfuͤhret,
daß das Friesische feine mittelalte Gesetze, Legés Frisonnum, in seiner Sprache habe,
wenn er sich dabei auf die bei Emmus befindliche Eidesformel von 1494, auf Schil-
dius de Caucis und Piccard vant. oude Vriééland- bezieht, und endlich sich anf die
allgemeine Welthistorie Bdz1. S. 336 beruft, wornach eine Altfriesische Sprach—
lehre inHollaͤndischer Sprache vorhanden seyn soll, worunter wahrscheinlich die auf we⸗
nigen Seiten von Gabbema herausgegebene Frickische Eandfriefische) Grammatica be—⸗
zielt wird; so siehet man wohl, daß er nicht die mindeste Kenntniß von der Altfriefi—
schen Sprache gehabt habe