Asega-Buch.
Hurerei gedacht. In dem Plattd. A. B. steht: ock dath he ahn syne Sybbe so verne nicht aver—
tredene heft, dath — Der Uebersetzer hat vielleicht das Wort swesbedde nicht verstanden, und
macht aus swes oder swet Sibbe, einen Verwandten. Pufendorf folgert aus diesem Mißver—
stande in der Anmerkung, daß keine Vrrwandte Consacramentalen seyn koͤnnen; davon ist aber
hier gar die Rede nicht.
Vergriffen, oder vergangen habe, urgripin. Das Altfr. L. R. hat: ner aen neen
sonda dat hy Karinasschieldich se: d. i. „noch mit keiner Suͤnde (befleckt) daß er einer Karine
„schuldig sey.“ Und das v. J. Fr. schlechtweg: aut criminosi rei carine. Der Sinn unsers Textes
ist also: der Zeuge soll kein Hurer, Meineidiger u. s. w. seyn, daß er sich der Karine unterwerfen muß.
) Karine, Karina. Geringe Vergehungen oder Schwachheitssuͤnden wurden mit einem
stebentaͤgigen Fasten abgebuͤsset. Eine solche Kirchenbuße hieß von der Zahl der Tage Septena.
Glos. med. lat. T. VI, p. 193. Groͤßere Vergehungen wurden mit einem Fasten von vierzig Ta—
gen abgebuͤßt. Nach Maaßgabe der Groͤße eines Verbrechens mußte eine solche Kirchenbuße zwei,
fuͤnf, sieben und mehrere Jahre wiederholt werden, wenn nicht die Wiederholungen durch erkaͤufte
Ablaͤsse oder Indulgenzen verkuͤrzt wurden. Eine große Kirchenbuße hieß von der Zahl der vier—
zig Tage quadragena. Hieraus ist quaranténa, und daun abgekuͤrzt, Carena entstanden.
Das Huns. L. R. hat hier Karfesta, Carfasten, d. i. ein Fasten von 40 Tagen. Ein solcher buͤ⸗
ßender Suͤnder hieß auch nach unserm Asegab. in der eilfken Kuͤr Karfester, und nach dem v.
J. Fr. Carinarius. Daß denn aber die Karina eine solche Kirchenbuße gewesen sey, davon uͤber—
zeugt uns das cap. 2. X. de spons. duor.: „et XL. dies in pane ét aqua, quod carenam vo-
ant, cum septem sequentibus annis poenitéas.“ Ausfuͤhrlicher habe ich mich auf die Karena
in dem Allgem. Liter. Anzeiger von 1799, N. 72, S. 714 eingelassen, wohin ich mich beziehe.
) Credo und Pater. Es scheint wohl, daß die Glaubensgrtikel, die man fuͤr das
Siegel des Glaubens hielt (signaculum idei: Capit, lb. 5, 0ap. 161), und das Vaterunser das
Schibolet gewesen seyn, wornus die Geistlichkeit oder die Richter beurtheilen sollten, ob der Zeuge
so weit in der christlichen Religion unterrichtet sey, daß er einen Begrif von einem⸗Eide habe,
und die Folgen des Meineides kannte. Konnte er denn das Credo uud Pater noster herbeten;
so war er ein guͤltiger Zeuge. So mußten auch die Taufzeugen, oder die welche ein Kind aus
der Taufe hoben, das Credo und das pater/ noster hersagen kounen. Ut nedue viri neque fe-
minae de sacro fonte silios vel filiolas suscipiant, nisi memoriter symbolum et orationem
dominicam tenuerunt: Capitul. lib. 6, cap, 175 (bei Georgisch S. 1544). Das Altfr. L. R.
hat: Ende dae schillet alle Kona hiara Pater noster, ende Credo in Veum, ende da sorifta,
datse Papen ende wise leken déer naet oen sane, d. i. „„und sie sollen alle kennen ihr P.
a. und Or., und die Schriften, so daß Pfaffen und weise Layen sie nicht daruͤber ansprechen.“
Schriften ist gewiß ein juͤngerer Zusatz. Die Herausgeber des Altfr. L. R. S. 129 verstehen
darunter Gebetbuͤcher. Sollten aber nicht etwa die geschriebenen goͤttlichen zehn Gebote gemeinet
seyn? Ich vermuthe dieses, weil in dem Ostfr. L. R. sieht: Jeder soll weten die zehn Geboede,
den Geloven, und dat Vater unse. Dann setzet das Ostfr. X. R. noch besonders hinzu: daß,
wenn ein Priester zeugen sollte, dieser also gelehrt seyn muͤßte, daß er das Chor und Chorhaus
verwalten und den Hauptaltar besingen koͤnne. Uebrigens bemerke ich nur noch, daß das Ostfr.
L. R., welches nach abgeschaften Consacramentalen, die Lehre vom Beweise durch Zeugen aus dem
Roͤmischen und Paͤbstlichen Rechte genommen hat (Lib. 1, cap. 26 — 47), diese Kuͤr mißverstan—
den habe, indem es hier zugleich von Deth-Zeugen oder verwandtschaftlichen Consacramentalen
redet, da doch diese Kuͤr bloß von den Beweismitteln der Geistlichen handelt.
H Somag man, d. i. durch solche unverwerfliche sieben Zeugen kann die Geistlichkeit
den Beweis fuͤhren.
m) Das Erbe der Heiligen, d. in die den Heiligen zustehenden Guͤter, sie moͤgen ge⸗
kauft, oder ihnen foͤrmlich geschenkt feyn. Eine Schenkung wirdnie vermuthet, muß daher voll⸗
staͤndig erwiesen werden. Selbst schriftlichen Urkunden ist nicht immer zu trauen, weil daraus sel—⸗
ten die Absicht des Gebers und dessen freier Wille hervorgeht. Daher verordnet das Ostfr. L.
R. S. 508: daß nur in dem Falle „wenn der Gever datsulve muͤntlick apenbar ander Luiden to
„erkennen gift, und dairup Schriffte gemaeket werden,“ eine solche Schenkung einem festen Kauf