Full text: Lebensgeschichte des durch die Mißhandlungen der feindlichen Gewaltherrschaft, in der Zeit der franzoesischen Occupation unsers Vaterlandes, erblindeten C. L. v. Candié, genannt La Blande, von ihm selbst geschichtlich dargestellt.

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Gefuͤhl eines Menschen, der sein Alles verloren 
hat! — — 
Kurz vor meiner Erblindung hatte ich mich 
mit einer jungen Wittwe verheirathet, der zwei 
Kinder aus ihrer ersten Ehe geblieben waren. 
Diese meine treue Lebensgefaͤhrtinn erhellte mir 
durch Rath, Trost und Huͤlfe die Nacht meines 
Daseins; sie las mir Buͤcher vor, und so er—⸗ 
wachte in mir ein Geist fuͤr die Poesie und De— 
clamationskunst, in der mir ein Herr Professor 
Seckendorf Unterricht ertheiltte Ich war im 
Gesang und einigen musikalischen Kenntnissen 
aus fruͤheren Zeiten geuͤbt, und so trat ich in 
kleinen Zirkeln mit meiner Kunst auf. 
Anfangs des Jahrs 1810 wandte ich mich 
nach Cassel, wo der westphaͤlische Hof residirte. 
Hier erhielt ich die Erlaubniß zu einer musika— 
lisch-declamatorischen Vorstellung, welche ich zum 
Beifall des Publicums gab. Ich gab eine 
Zweite mit eben so guͤnstigem Erfolge. Nach 
dieser letzten Vorstellung ließ mich am andern 
Morgen eine Dame zu sich kommen, eine Ma— 
dam Mallet, Vorleserinn bei der Koͤniginn. Die⸗— 
ser mußte ich mein trauriges Geschick entdecken, 
woran sie warmen Antheil nahm. Sie versprach 
der Koͤniginn diese meine Erzaͤhlung vortragen
	        
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