Schriftgießerei, in der aus Gustav Schelterschen Matern gegossen wurde, die im
Jahre 1871 an JuL1uSs KLINKHARDT übergingen. Die Melzersche Gießerei wird
noch als Hausgießerei der Buchdruckerei August Pries in Leipzig betrieben.
Über die weitere Entwickelung der Ehrhardtschen Schriftgießerei fehlen genaue
Nachrichten. Im Januar 1846 zeigte Ch. Fr. Ehrhardt an, daß er in Verbindung mit
dem Schriftschneider und Schriftgießer FERDINAND RöscH eine Schriftgießerei
errichtet habe, von der dann nach einigen Wochen die erste Schriftprobe her-
ausgegeben wurde. Es handelt sich hier um die alte Ehrhardtsche Gießerei.
Aber schon am 8. Juli 1846 verkauften diese beiden ihr Geschäft an den Schrift-
schneider GUSTAV SCHELTER, der es unter seinem Namen am Täubchenweg Nr.4
fortführte. G. Schelter war ein Neffe des Mitbegründers der Schriftgießerei von
J.G. Schelter & Giesecke und war nach dem Tode seines Onkels 1841 in den
Besitz sämtlicher Stempel von JOHANN ANDREAS GOTTFRIED SCHELTER in Leipzig
gekommen, von denen er dann Abschläge zum Kauf ausbot.
Seit 1842 ist Gustav Schelter als Schriftschneider nachweisbar; 1844 erließ er
eine Anzeige über neugeschnittene Musiknoten-Typen, deren Guß F. A. Brock-
haus besorgte, und 1847 gab Schelter die Beschreibung einer neuen Art Spar-,
Gieß- und Pumpofen bekannt. In demselben Jahre erschienen die ersten Probe-
blätter, 1850 auch solche von stenographischen Typen.
Im Jahre 1871 ging die Gustav Scheltersche Schriftgießerei, deren Geschäfts-
räume sich um diese Zeit Langestraße 2 befanden, an die Buchdruckerei und
Verlagsanstalt JULIUS KLINKHARDT über, die sie als Schriftgießerei Julius Klink-
hardt weiterführte. Die erste noch vorhandene Gustav Scheltersche Schrift-
probe in länglichem Oktavformat mit einem Titelblatt » Julius Klinkhardt« ent-
hält eine große Anzahl von Brot-, Titel- und Zierschriften, Einfassungen, Zeichen
und anderem. Eine umfangreiche Quartprobe besaß Gustav Schelter vordem;
der Wortlaut der Schriftprobentexte ist durch seine gute Wahl bemerkenswert.
Mit dem Erwerb der Gustav Schelterschen Schriftgießerei kamen etwa 56000
Matrizen und sonstige Originale in den Besitz der Firma Klinkhardt, deren
Geschäfts-Gebäude 1871 erweitert werden mußte; eine zweite Vergrößerung
erfolgte 1878. Die neuen Inhaber Julius Klinkhardt und seine Söhne Robert
und Bruno scheuten weder Anstrengungen noch Opfer, die Schriftgießerei hoch-
zubringen. Es galt zunächst, das Übernommene zu verbessern und zu ergänzen,
dann aber auch selbst Neues zu schaffen; zu diesem Zwecke wurde eine eigene
Stempelschneiderei und Gravieranstalt eingerichtet. Eine abermalige ganz be-
deutende Vergrößerung der Betriebsräume geschah 1882 —83. Bis zum Jahre 1884
hatte sich der Matrizen-Bestand auf 150000 Stück vermehrt, während die Zahl
der damals ausschließlich benutzten Hand-Gießmaschinen auf 60 gestiegen war.
Im Anschluß an die bereits erwähnte Schriftprobe, die sich in Ausstattung und
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