0)
Als sie nun ihr Gebet also vollendet hatte,
stunde sie auf, wollte in die Herberge gehen,
da sah sie ihren Vetter in die Kirche kommen,
der ihrer Mutter Bruder war, in —A
und großem Gepraͤng, welche sie suchten, dar—
uͤber erschrack sie sehr, doch sie wurden sie nicht
gewahr, denn in dieser Pilger Kleidung konnte
fie keiner unter ihnen erkennen. In dem Spi—
dal blieb sie fuͤnfzehn Tage, wie eine arme Pil⸗
gerin, ginge alle Tage in die st. Peters Kir—
che; sie vollbrachte allda ihr Gebet in großer
Trauerigkeit und vielem Weinen; sie verhoffte,
Gott der Allmaͤchtige wuͤrde sie endlich erhoͤren.
Indem, als sie allda blieb, nahm sie sich vor,
sie wollte ins Land Provincia ziehen, denn sie
verhoffte da desto eher etwas von ihrem lieb⸗
sten Peter zu hoͤren, sie machte sich auf den
Weg ging so lang, bis sie an die Stadt Ge⸗
nua kam, da fragte sie, welches der sicherste und
kuͤrzeste Weg nach Provincia waͤre; da wurde
ihr gerathen, sie sollte fich aufs Meer begeben,
daselbst waͤre der Weg am kuͤrzesten und sicher—
sten. Als sie an das Ufer des Meeres kam,
da fand sie zu allem Gluͤck ein Schiff ganz un—
bereitet, das wollte nach Todtenwasser, genannt,
fahren. Sie kam mit dem Schiffpatron uͤber—
ein, fuhr mit ihm dahin. Als sie nun daselbst
waren, ging sie eines Tages wie eine arme Pil⸗
gerin durch die Stadt, da rief ihr eine fromme
Frau, die nahm sie um Gottes willen in ihr Haus,
sie assen und tranken auch miteinander, legte
fie in ein kostbares Bett. Denselben Tag fragte
sie die schoͤne Magelona viel von ihrer Wallfahrt;
62
e—
6,