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— littest du denn weniger, als ich? — Doch
laß das gut seyn, fuhr sie fort, um feine Ge—
danken auf etwas anderes zu lenken, — sieh
dafuͤr deinen Sohn an. Sieh! seine Wange
gluͤht wie Purpur. Bei ungekuͤnstelter Nah—
rung, in Gottes frischer Luft wurde er gesund
und stark, in unserm Schloße waͤre er vielleicht
verzaͤrtelt worden, wuͤrde blaß und elend seyn,
wie die Kinder vieler vornehmen Leute. Darum
sey froͤhlich, danke Gott.
Nun erzaͤhlte sie, wie wunderbar Gott sie
und ihren Sohn erhalten habe, von dem Au—
genblicke an, da die Hirschkuh zuerst, zu ihr in
die Hoͤhle kam, bis zu dem Augenblicke, da
das gute Thier von dem Grafen verfolgt, sei—
ne Zuflucht dahin nahm. Der Graf war ganz
Ohr, rief am Ende geruͤhrt aus: Wunderbar
ist Gott in seinen Fuͤgungen, unendlich reich an
Mitteln, seine Menschen zu retten! o, vergiß es
nie, mein Sohn! als du ein kleines Kind
warst, dein Vater dich verstossen hatte, auch
deine Mutter dir nicht mehr helfen konnte, mit
dir haͤtte verschmachten muͤssen, da rettete Gott
dich und sie durch dieses gute Thier vom Hun—
gertode. Als die Noth deiner Mutter wieder
auf das hoͤchste gestiegen war, und sie dersel—
ben haͤtte unterliegen, du armer Knabe in die—
ser schrecklichen Wildniß voll reissender Thiere
auf dem Wege zu meiner Wohnung wohl haͤt—
test umkommen muͤssen, mir kein menschlicher
Mund euere Noth ansagen konnte, da mußte
dieses naͤmliche stumme, Thier mein Wegweiser