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der schlaue Golo bei den gegenwaͤrtigen, unruh—
vollen Zeiten gewiß durch, und wird dann un—
ser Herr. Ich moͤchte aber doch nicht an sei—
ner Stelle seyn. Sieh nur, wie verstoͤrt er aus—
sieht! Da hast du recht! — sagte dann der
Andere. — Er hat keine rechte Freude, und es
schmeckt ihm nichts. Er sitzt gerade da, wie
der arme Suͤnder am Henkermahl. Ich moͤch—
te nicht in seiner Haut stecken, und den Lohn,
den er in der andern Welt gut hat, nicht mit
ihm theilen.
Als der Graf mit seinen Kriegern an dem
Schloßthore angekommen war, befahl er den
Trompetern, das Zeichen zu geben, daß er da
sey. Der Waͤchter auf der Zinne des Thur—
mes antwortete mit seiner Trompete. Golo,
seine Gaͤste sprangen von den Sesseln auf, und
der Ausruf: Der Graf, der Graf! hallte durch
das ganze Schloß. Golo, der eher den Tod
als den Graf erwartet hatte, kam eilends her—
unter, hielt dem Grafen, der noch nicht abge—
stiegen war, ganz demuͤthig das Pferd. Der
Graf blicktesihn lange ernst und fest an, ohne
ein Wort zu sprechen, Golo stand so bleich und
zitternd da, wie ein Uebelthaͤter vor seinem
Kichter. Sein boͤses Gewissen blickte ihm deut—
lich aus den scheuen Augen, die ganze ungluͤck—
liche Geschichte stand, wie in großen Buchsta—
ben, in seinem Gesichte geschrieben. Mit wan⸗
kenden ungewissen Schritten ging er vor seinem
Herrn her die Wendeltreppe — seine bebende
Hand vermochte kaum die leuchtende Fackel zu
halten. Der Graf sah in dem ganzen Schloße