Full text: Sammelband mit 5 Werken aus der Everaerts'schen Buchdruckerei

(000) 93 
der schlaue Golo bei den gegenwaͤrtigen, unruh— 
vollen Zeiten gewiß durch, und wird dann un— 
ser Herr. Ich moͤchte aber doch nicht an sei— 
ner Stelle seyn. Sieh nur, wie verstoͤrt er aus— 
sieht! Da hast du recht! — sagte dann der 
Andere. — Er hat keine rechte Freude, und es 
schmeckt ihm nichts. Er sitzt gerade da, wie 
der arme Suͤnder am Henkermahl. Ich moͤch— 
te nicht in seiner Haut stecken, und den Lohn, 
den er in der andern Welt gut hat, nicht mit 
ihm theilen. 
Als der Graf mit seinen Kriegern an dem 
Schloßthore angekommen war, befahl er den 
Trompetern, das Zeichen zu geben, daß er da 
sey. Der Waͤchter auf der Zinne des Thur— 
mes antwortete mit seiner Trompete. Golo, 
seine Gaͤste sprangen von den Sesseln auf, und 
der Ausruf: Der Graf, der Graf! hallte durch 
das ganze Schloß. Golo, der eher den Tod 
als den Graf erwartet hatte, kam eilends her— 
unter, hielt dem Grafen, der noch nicht abge— 
stiegen war, ganz demuͤthig das Pferd. Der 
Graf blicktesihn lange ernst und fest an, ohne 
ein Wort zu sprechen, Golo stand so bleich und 
zitternd da, wie ein Uebelthaͤter vor seinem 
Kichter. Sein boͤses Gewissen blickte ihm deut— 
lich aus den scheuen Augen, die ganze ungluͤck— 
liche Geschichte stand, wie in großen Buchsta— 
ben, in seinem Gesichte geschrieben. Mit wan⸗ 
kenden ungewissen Schritten ging er vor seinem 
Herrn her die Wendeltreppe — seine bebende 
Hand vermochte kaum die leuchtende Fackel zu 
halten. Der Graf sah in dem ganzen Schloße
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.