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Liebes Kind, — sprach sie — ich glaubte laͤn—
ger zu leben, sonst haͤtte ich dir dieses schon
fruͤher gesagt. Allein ich sehe jezt wohl, daß
man nichts Gutes aufschieben soll. — Ich ha—
be dir zwar schon davon erzaͤhlt, daß der Va—
ter im Himmel auch einen Sohn habe, der ihm
in allem gleiche. Aber, was dieser sein Sohn
alles fuͤr uns gethan hat, koͤnnte ich dir noch
nicht wohl erzaͤhlen. Du wuͤrdest gar vieles
nicht verstanden haben, weil du bisher von der
ganzen Welt entfernt, in der Wildniß aufwuch⸗
fest. Jezt da du einmal weißt, daß es meh—
rere Menschen auf Erden gebe, und wie diese
Menschen beschaffen seyen, da du gehoͤrt hast,
es zum Theil schon an mir sehen kannst, was
Sterben sey — will ich versuchen, dir das Wich—
tigste von der Geschichte des Sohnes Gottes klar
zu machen. Alsdann wirst du auch einsehen,
was das Holz hier in meiner Hand fuͤr eine
Bedeutung habe. So hoͤre denn, was ich dir
nun erzaͤhlen werde, aufmerksam an, nimm die
Worte deiner Mutter wohl zu Herzen!
Sieh! den lieben Vater im Himmel jammer—
te es, daß die Menschen so gar boͤse, und daß
sie deshalb so elend sind, daß er sie deshalb
nach ihrem Tode gar nicht in den Himmel hin—
ein lassen koͤnnte. Da schickte er denn seinen
lieben Sohn zu ihnen von dem Himmel her—
ab, der sollte sich ihrer annehmen, daß sie sich
doch bessern moͤchten! Sein heiliger Name ist,
Jesus Christus.
Dieser sein lieber Sohn war so maͤchtig, lieb—
reich, wie der Vater selbst. Als er noch ein Kind
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