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(2ασο ο) ]F
Dreizehntes Kapiteel.
Genovefa bereitet fich zum Tode.
Die schreckliche Kaͤlte des Winters ließ nach,
es wehete eine laue, milde Luft, die Sonne
schien des Mittags wieder hell und freundlich
in die Hoͤhle herein, die holden Stralen wa—
ren schon merklich warm. Der Duft am Ein—
gange, das Eis an den Waͤnden der Hoͤhle
schmolzen, rannen in großen Tropfen herab.
Mit Genovefa's Krankheit wurde es aber taͤg—
lich schlimmer; sie sah nichts vor Augen als
den nahen Tod. Sie nahm das Kreuz von der
Wand neben ihrem Lager herunter, schickte sich
zum Sterben an.
Ach, sprach sie, mir ist zwar der Trost ver—
sagt, einen Priester an meinem Sterbelager zu
sehen, der mir Muth einspraͤche, mir das Brod
des Lebens reichte zur Staͤrkung auf die große
Reise in die Ewigkeit! aber du, o Herr, du
ewiger Hohepriester, bist ja selbst bei mir! du
bist allen, die eines zerschlagenen und gebeug—
ten Geistes sind, innigst nahe! Jedes Menschen
Herz, das da leidet, und sich nach dir sehnt,
willst du heimsuchen und erquicken! du sagst es
ja selbst: Siehe, ich stehe vor der Thuͤr und
klopfe an, so jemand meine Stimme hoͤren wird,
mir die Thuͤr aufthut, zu dem will ich einge—
hen, Abendmahl mit ihm halten, und er mit
mir. So sprach fie, und betete dann lange
stille mit festgefaltenen Haͤnden und niederge—
senkten Augen.