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schrecklich anzusehen. Uberall nichts als kahle Fel—
sen, schwarze Tannen, Dornen und Wachholderge—
straͤuch. Die Morgenluft wehte schneidend kalt 2
und endlich fing es gar an heftig zu regnen und zu
schneien. Genovefa zitterte vor Frost, und ihr lie—
bes Kind fing vor Kaͤlte, Naͤsse und Hunger laut
an zu weinen. Sie suchte uͤberall umher einen hoh—
len Baum oder eine Felsenhoͤhle zum Obdachte,
und einige wilde Baumfruͤchte zur Nahrung zu fin—
den. Aber nirgend fand sie ein trocknes Plaͤtzchen
— nirgend an den halbentblaͤtterten Straͤuchen
auch nur eine Beere. Da grub sie mit ihren zarten
Fingern aus dem harten, bereits gefrornen Bo—
den einige Wurzeln aus — und der Schnee ward
von ihrem Blute rothgefaͤrbt! diese Wurzeln zer—
kaute sie nun, und gab sie ihrem Kinde.“
Darauf ging sie, so matt und kraftlos sie war,
mit ihrem Kinde auf dem Arme, in Schnee und
Regen durch die fuͤrchterliche Wuͤste weiter, ohne
zu wissen wohin. Als sie abermals einen Felsen
uͤberstiegen hatte, da sah sie unten zwischen den
rauhen Felsen ein kleines, schmales Wiesthaͤlchen.
Sie kletterte hinab. In einem Felsen, der dicht
mit Tannen bewachsen war, erblickte sie unter den
uͤberhaͤngenden Aesten endlich eine kleine Oeffnung.
Diese fuͤhrte in eine Hoͤhle, die geraͤumig genug
war, zur Noth zwei oder drei Personen zu be—
herbergen. Nicht weit davon rauschte eine Quel—
le, hell wie Kristall, aus dem Felsen hervor. Ei—
ne Art von Kuͤrbisstaude rankte an dem Felsen
—D
ihre halb verfaulten Fruͤchte lagen am Boden um—
her, und waren nicht zu genießen.