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hoͤrt ihr nicht, wie schauerlich die Baͤume rau—
schen, und wie laut alle Blaͤtter zittern. Die
ganze Natur entsetzt sich uͤber den Mord der
Unschuld. O kuͤnftig wird euch jedes rauschen—
de Blatt erschrecken! — Seht da droben die
Sterne — wie mit tausend Augen schaut der
Himmel auf euch herab! koͤnntet ihr unter Got—
tes Himmel eine solche Graͤuelthat begehen!
denkt, dort oben uͤber den Sternen ist ein Gott,
vor dessen Gericht ihr einst stehen muͤßt! — O
du Vater der Wittwen und Waisen dort oben,
o erweiche du das Herz dieser Maͤnner, die ja
auch Weiber und Kinder haben — und haͤlte
ihren Arm inne, daß sie einer armen Mutter
und ihres wimmernden Kleinen verschonen, und
und diese schwere Blutschuld sich nicht aufladen!
Der eine Mann, der immer geschwiegen hat—
te, wischte sich eine Zaͤhre ab, und sagte zum
andern: du, Kunz, mir bricht das Herz! wir
wollen sie leben lassen. Wenn du Blut ver—
giessen willst, so stoß dein Schwerdt lieber dem
Golo in die Brust. Er ist der Schuldige —
sie aber hat in ihrem Leben nichts als Gutes
gethan. Denk doch an deine lezte Krankheit,
was sie dir da alles thaͤt.
Sie muß sterben, sagte Kunst. Da hilft nichts,
mein lieber Heinz! es kommt mir bei meiner
armen Seele auch hart an, sie umzubringen. Al—
lein, wenn wir sie leben lassen, muͤssen wir beide
sterben. Und ihr hilft doch nichts. Golo wird
sie doch noch zu finden wissen. Zudem muͤssen
wir ihm ja ihre Augen zum Wahrzeichen brin—
gen, daß wir sie umgebracht haben.
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