Full text: Sammelband mit 5 Werken aus der Everaerts'schen Buchdruckerei

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Thue du es nun. Du hast nun eine doppelte 
Pflcht, ihr Vater zu sehn 
Und nun sage ich dir mein leztes Lebewohl. 
O trauere doch nicht so sehr uͤber mich, lieb— 
ster Gemahl! Ich sterbe ja gerne — denn kurz 
und voll Jammer ist dieses Leben — und ob 
ich gleich eine Suͤnderin bin, so sterbe ich doch 
in allen jenen Stuͤcken, deren mich Golo an— 
klagte, so unschuldig, wie mein Erloͤser. Er 
wird meiner Seele gnaͤdig seyn! Noch einmal, 
lebe wohl und bete fuͤr meine abgeschiedene 
Seele. Ich scheide mit versoͤhntem, liebevollem 
Herzen, und bin noch im Tode — deine treue 
Gemahlin Genovefa. I 
Diesen Brief schriebe Genovefa unter einem 
Strome von Thraͤnen. Dinte und Thraͤnen 
flossen darin so untereinander, daß man ihn 
kaum lesen konnte. Sie gab ihn nun diesem 
Maͤdchen und sagte: Diesen Brief bewehre wie 
ein Kleinod auf, und zeige ihn keinem Men— 
schen. Und wenn mein Gemahl aus dem Krie⸗ 
ge zuruͤckkommt, so gib ihm den Brief in seine 
Hand. Und mun nahm sie ihre Perlenschnur 
vom Halse, und sagte: Diese Perlen, liebes 
Kind, nimm fuͤr deine treue mitleidigen Thraͤ—⸗ 
nen. Sie waren mein Brautschmuck — und 
kamen, seitdem sie aus der Hand meines Ge— 
mahls erhielt, beinahe nie von meinem Halse. 
Sie sollen nun dein Brautschatz seyn. Sie sind 
mehrere tausend Goldguͤlden werth. Vertraue 
aber deshalb, weil du jezt reich bist, auf nichts 
Irdisches. Denk, daß deine Graͤfin diese Per— 
len aß ihrem Halse trug, den nun bald das
	        
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