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es thun auf dem Rathhause, und von der Lau—
be herab fliegen, machte ein Geschrei in der
Stadt, daß sich Junge und Alte versammelten
auf dem Markte, und es sehen wollten. Also stund
Eulenspiegel auf der Lauben vor dem Rathhause,
und bewegte sich mit den Armen, gleich als ob
er fliegen wollte. Die Leute stunden, thaten ih—
re Augen und Maͤuler auf, meinten, er wollte
fliegen. Eulenspiegel lachte, und sprach: ihr
meinet, es waͤre kein Thor oder Narr in der
Welt, als ich, so sehe ich jetzt wohl, daß hier
schier die ganze Stadt voll Thoren ist, und wenn
ihr mir alle saget, daß ihr fliegen koͤnnet, ich
glaube es nicht. Ich bin doch weder eine Gans,
noch ein Vogel, so habe ich nicht Fluͤgel, und
ohne Federn kann niemand fliegen, nun sehet ihr
ossenbar, daß es erlogen ist, und lief also von
der Laube, ließ das Volk eines Theils fluchen,
das andere lachen, und sprachen: das ist ein
Schalksnarr, dennoch hat er wahr gesagt.
Wie Eulenspiegel die Kranken in einem
Spital auf einen Tag ohne Arznei
gesund machte.
Auf eine Zeit kam Eulenspiegel nach Nuͤrnberg,
und schlug große Briefe an die Kirchthuͤr, gab
sich aus fuͤr einen guten Arzt zu allen Krank—
heiten. Nun war eine große Anzahl kranker Men—
schen in dem neuen Spital, und der kranken Men—
schen waͤre der Spitalmeister gern eines Theils
los gewesen, und haͤtte ihnen ihre Gesundheit
gern gegoͤnnet, ging zu Eulenspiegel, dem Arzt,
und fragte nach seinen Briefen, die er 'angeschla—