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da wurde sie ganz zornig. Der Pfaff lachte, und
sprach: das kann meine Koͤchin nicht, daß sie
beide Augen aufthut, denn sie hat nur eines.
Eulenspiegel sprach: Ey, das sagt ihr, ich sag's
nicht. Der Pfaff sagte: das ist geschehen, und
bleibt dabei, aber das eine Huhn ist hinweg. Eu—
lenspiegel sprach: ich hab es gegessen, wie ihr dann
gesprochen habt, ich soll es gut im Essen und Trin—
ken haben, als wie eure Koͤchin, so war mir
leid, daß ihr gelogen haͤttet, wenn ihr die Huͤhner
alle beide ohne mich verzehret, auf daß ihr nun
nicht zum Luͤgner wuͤrdet, aß ich das eine Huhn
gar auf. Der Pfaff war zufrieden, und sprach:
Mein lieber Knecht, es ist mir nicht um ein ge—
braten Huhn zu thun, thue hinfort nach dem Wil—
len meiner Koͤchin. Eulenspiegel sprach: Ja lie—
ber Herr, was ihr mich heißt. Darnach was die
Koͤchin Eulenspiegel hieß thun, das that er hal—
ben Theil. Wenn er sollte einen Eimer Wasser
holen, so brachte er einen halben, und wenn er
follte zwei Hoͤlzer an das Feuer holen, so brachte
er eines, und dergleichen in vielen Stuͤcken, also
daß sie merkte, daß er ihr das zum Verdruß
that, und wollte ihn doch nicht darum anreden,
verklagte ihn aber bei dem Herrn. Da sprach
der Pfaff, Eulenspiegel, lieber Knecht, meine
Koͤchin klagt uͤber dich, und ich bate dich doch,
daß du alles thun solltest, was sie gerne saͤhe.
Ja Herr, sagte Eulenspiegel, ich habe auch an—
ders nicht gethan, als ihr mich geheißen habt,
ihr sagtet ja, ich moͤchte euer Ding mit halber Ar—
beit verrichten, eure Koͤchin sehe gern mit beiden
Augen, und siehet doch nur mit einem, deßwegen