Full text: Sammelband mit 5 Werken aus der Everaerts'schen Buchdruckerei

beiten erbot, und sogar auch das Vieh pfle— 
gen half. 
Nach kurzer Zeit hoͤrte man auf dem E⸗ 
hen, Ottilia zu Rottenburg sey zum Tode 
krank. Kaum vernahm es Nothburge, so 
bath sie recht instaͤndig den Hausvater und 
die Hausmutter, ihr doch zu erlauben, daß 
sie auf ein paar Tage nach Rottenburg ge— 
—DD000 
die letzten Liebesdienste zu erweisen. Sie be— 
kam die Erlaubniß, und eilte uͤber den Berg 
hinab, als laͤge zu Rottenburg ihre eigene 
Mutter in den letzten Zuͤgen. Sie leitete es 
durch eine Kammerjungfer der Ottilia recht 
klug ein/ daß die Fraussogar eine Freude 
hatte, die vorher verkannte Nothburge zu se— 
hen. Die Krankheit hatte den harten Sinn 
der Ottilig freylich viel milder gemacht. Es 
kam auch ein uͤbernatuͤrliches Licht in ihre 
Seele, und das brachte in ihr eine reuige 
Gesinnung uͤber ihre bisherige Herzenshaͤr— 
te gegen die Armen hervor. Meine Moth— 
burge, sagte sie, wie seyd ihreine liebevolle 
Christinn Ich hab' euch verstoßen, und ihr 
suchet mich mit solcher Liebe heim! — Noth-— 
burge ließ sie nicht weiter reden, denn sie 
konnte ihr eigenes Lob nie hoͤren; auch woll— 
te sie der Frau alle Selbstanklage ersparen. 
Mit hold laͤchelnder und doch herzlich mitlei— 
diger Miene reichte siesihr die Hand und 
sprach: Meine gnaͤdige Frau;, von mir soll 
jetzt gar keine Rede seyn: mir ist nur um 
* eure 
*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.