LX
Kinderglauben.
1. Wenn ein Bruͤderchen oder Schwesterchen geboren wird,
und die Kinder fragen, woher es gekommen sey?. so sagt man
ihnen: aus dem Brunnen, da hole oder schoͤpfe man sie heraus.
Fischart im Gargantua fuͤhrt das schon an. Gewoͤhnlich ist aber
an dem Ort ein gewisser Brunnen, auf den man verweist, und
wenn sie hineingucken, sehen sie ihre eigenen Koͤpfe unten im Was⸗
ser und glauben desto mehr daran. Kindibrunnon kommt schon
in alten Diplomen (Pistorius« III. 544. als ein Ortsname vor.
Kanne (im Chronus S. 133. Anm.) bezieht diesen Glauben auf
die durch die Mythe der ganzen alten Welt gehende Idee von
Tod und Wiedergeburt im Wasser. Er bemerkt noch, daß
bei Detmold ein solcher Geburtsbrunnen Luͤnsborn heiße.
Oder man sagt: ein Engel bringe sie, und der habe zugleich
das Zuckerwerk mitgebracht, das ihnen bei der Kindtaufe oder vor—⸗
her gegeben wird; gewoͤhnlich sind es bunte Zuckererbsen. Oder:
der Storch fische die Kinder im Wasser und bringe sie in
seinem rothen Schnabel getragen, darum wird er angesungen:
Klapperstorch, Langbein,
bring meiner Mutter ein Kind heim,
leg es in Garten,
7
J
ẽ
U
8
c
J
J
so