Full text: Kinder- und Hausmärchen (Zweiter Band)

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einen Becher und gab ihn dem Maͤdchen, das mußte ihn dem Jaͤ⸗ 
ger reichen. Sprach es: „nun, mein Liebster, trink mir zu!“ 
Da nahm er den Becher, und wie er den Trank geschluckt hatte, 
brach er das Herz des Vogels aus dem Leibe. Das Maͤdchen 
mußte es heimlich fortschaffen und dann selbst verschlucken, denn 
die Alte wollte es haben. Von nun an fand er kein Gold mehr 
unter seinem Kopfkissen, sondern es lag unter dem Kissen des 
Maͤdchens, wo es die Alte jeden Morgen holte; aber er war so 
berliebt und vernarrt, daß er an nichts anders dachte, ars sich 
mit dem Maͤdchen die Zeit zu vertreiben. 
Da sprach die alte Hexe: „das Vogelherz haben wir, aber 
bden Wunschmantel haben wir noch nicht, den muͤssen wir ihm auch 
abnehmen.“ Antwortete das Maͤdchen: „den wollen wir ihm 
lassen, er hat ja doch seinen Reichthum verloren.“ Da ward die 
Alte boͤs und sprach: „so ein Mantel ist ein wunderbares Ding, 
das selten auf der Welt gefunden wird, den soll und muß ich 
haben;“ und gab dem Maͤdchen Anschlaͤge und sagte, wenn es 
ihr nicht gehorche, sollte es ihr schlimm ergehen. Da that es 
nach dem Geheiß der Alten und stellte sich einmal ans Fenster und 
schaute in die weite Gegend, als waͤr es ganz traurig. Fragte 
der Jaͤger: „was stehst du so traurig da?“ „Ach, mein Schatz, 
gab es zur Antwort, da gegenuͤber liegt der Granatenberg, wo 
die koͤstlichen Edelsteine wachsen. Darnach trag ich so großes 
Verlangen, daß wenn ich daran denke, ich traurig seyn muß; aber 
wer kann sie holen! nur die Voͤgel, die Fliegen, kommen hin, ein 
Mensch nimmermehr.“ „Ist das all euer Kummer, sagte der
	        
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