Full text: Kinder- und Hausmärchen (Dritter Band)

337 — 
Ich sattelte einen Hahn, setzte ihm nach und kam auf seine Spur. 
Das Meer hielt mich nicht auf, ich ritt auf einer Brücke darüber hin. 
Jenseits sah ich den Bienrich wie er in einen Pflug eingespannt war, 
womit einer ein Stück Land zum Hirsenfeld umackerte. Ich schrie der 
Bienrich ist mein!“ der Mann gab mir ihn wieder und noch einen 
Sack, mit der eben geerndeten Hirse gefüllt, zum Ackerlohn. Ich 
hieng dem Bienrich den Sack um den Rücken, nahm den Sattel vom 
Hahn und schnallte ihn auf den Bienrich; den Hahn mußte ich an 
der Hand neben führen, weil er so müde war. Aber auf der Brücke 
über das Meer sprang an dem Sack ein Strick, und die Hirse rollte all 
heraus. An dem Ufer überfiel mich die Nacht, ich hieng den Hahn 
an den Bienrich und legte mich schlafen. Beim Erwachen sah ich daß 
Wölfe meinen Bienrich gefressen hatten und der Honig aus seinem 
Leib geflossen war. Der Honig stieg in den Thälern bis zu den Knoͤ— 
cheln, auf den Gebirgen bis über die Knie. Ich nahm eine Hacke und 
lief damit in den Wald, zwei Rehe sprangen da auf einem Bein her— 
um. Ich zerschmetterte sie mit der Hacke, zog ihnen die Haut ab und 
machtz zwei Schläuche davon, die ich mit dem Honig füllte und dem 
Hahn auflegte. So kam ich nach Haus, da war eben mein Vater 
geboren, und ich mußte nun zu Gott gehen, um Weihwasser zu 
holen. Wie sollte ich hinkommen? Ich dachte an meinen Hirsen, er 
war im Nassen aufgegangen und bis zum Himmel empor gewachsen. 
Ich stieg daran hinauf, als ich zu Gott kam, hatte er von meinem 
Hirsen gemäht und ein Brot daraus gebacken, das er in gekochte 
Milch bröselte und aß. Er gab mir Weihwasser, als ich aber zurück 
wollte, hatte ein gewaltiger Sturmwind meine Hirse weggeführt und 
ich konnte nicht herunter. Da ich aber lange Haare hatte (wenn ich 
lag, so reichten sie bis auf die Erde, wenn ich stand, his an die 
Ohren), so riß ich sie aus, knüpfte eins ans andere fest und fieng an 
daran herabzusteigen. Als es finster ward, machte ich einen Knoten 
in die Haare und blieb so hängen. Es fror mich, ich nahm eine 
Nähnadel die ich zum Glück im Kleide hatte, spaltete sie und machte 
hvon den Stücken ein Feuer an, dabei legte ich mich schlafen, aber ein 
Funke kam mir an die Haare und brannte durch, so daß das Haar 
riß, ich auf die Erde fiel und bis an die Brust versank. Ich konnte 
mir nicht helfen, ich mußte nach Haus gehen und ein Grabscheit 
holen, damit grub ich mich aus der Erde los. Auf dem Heimwege 
kam ich über unser Feld, auf dem die Schnitter das Getreide 
Kindermärchen III 22
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.