Full text: Kinder- und Hausmärchen (Dritter Band)

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und man wird die Ahnlichkeit mit dem Märchen nicht verkennen, die 
Armuth und Frömmigkeit des Mannes, wozu der Gegensatz in der 
Frau angedeutet ist, die Reichthümer wünscht und ihn zu der Reise 
nach Dwarka antreibt: die Zusammenkunft mit dem Golt Chrisnen 
lobgleich diesmal umgekehrt der Arme gegangen kommt) der seine 
arme Gabe gern empfängt und davon ißt. Endlich der daraus 
fließende Segen, namentlich das neuerbaute Haus. In einer chine— 
sischen Sage aber ist der ganze Gegensatz und dieselbe Folgg unseres 
Märchens enthalten. Fo gieng oft auf die Erde herab, die Herzen 
der Menschen zu prüfen. Es trägt sich zu, daß er zur Nachtzeit in 
schlechten Gewand vor die Hütte einer Wittwe kommt und als ein 
Unglücklicher und Verirrter Herberge begehrt. Die Frau bewirthet 
ihn freundlich und bereitet ihm eine Schlafstätte. Fo legt sich bald 
zur Ruhe, sie beleuchtet den Schlafenden mit der Lampe und sieht 
daß er kein Hemd anhat, auch sein Kleid zerrissen ist. Da schließt 
sie ihren Kasten auf und schneidet aus grobem selbstgesponnenem 
Linnen ein neues Hemd, näht es die ganze Nacht hindurch und Mor— 
gens früh reicht ste es dem Gast, welcher dankbar die Gabe annimmt 
und spricht ? Gott lohne dir was du an mir thust, wenn ich geschieden 
bin, dann müuͤsse dein erstes Beginnen nicht aufhören, bis die Sonne 
sinkt“. Als der Gast fort ist, will sie die Rolle Linnen wieder in den 
Kasten legen, und indem sie denkt, wie viel Ellen es noch sein koönn⸗ 
ten, beginnt sie an ihrem Arm zu messen, und die Rolle wickelt fich 
immer auf, ohne dünner zu werden, und so mißt sie bis die Sonne 
untergeht, da liegt die ganze Stube voll Linnen, und sie ist eine 
reiche Frau geworden. Dankbar und voll Freude erzählt sie ihrer 
Nachbarin von dem Glück, das ihr widerfahren. Diese ist geizig 
und will desselben theilhaftig werden, darum stellt sie sich, die sonst 
niemals den Armen etwas gegeben, an ihre Hausthür, um den 
fremden Gast, wenn er voruübergienge, einzuladen. Nicht lange, so 
kommt er, wird mit offenen Armen von ihr empfangen, koͤstlich be— 
wirthet und Morgens ihm ein feines Hemd angeboten siatt des 
zroben, das er an seinem Leib trägt. Fo dankt und verläßt das 
Haus mit denselben. Worten, wie bei der ersten. Freundlich begleitet 
sie ihn eine Strecke und berechnet schon den unendlichen Reichthum, 
als sie in Gedanken an einen stehen gebliebenen Eimer stößt. Und 
weil gerade ihr Schwein grunzt, denkt sie das Thier bekommt doch 
den Tag über mein Messen kein Futter, du willst ihm wenigstens das
	        
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