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Heer, im Geheimen Groll hegten, doch äußerlich, milt einigen
Ausnahmen, dem Sieger sich gefügig zeigten *).
Wie gesagt, bei einem solchen Stande der Dinge, welcher
sich in Frankreich mit jedem Tage mehr zu Gunsten des verbündeten
Europa's aussprach, konnte, streng genommen, von Eroberungen
nicht mehr die Rede sein, nachdem vom 24. Juni bis zum 16. August
so viele wichtige Festungen belagert und genommen worden waren.
Man fühlte und erkannte dies in Paris sehr wohl, denn schon
am 20. September langte — wie früher erwähnt — von dort der
Befehl bei dem Prinzen August an, die Belagerungen der fran—
zösischen Festungen einzustellen und sie nur blokirt zu halten. Wo—
zu also der Sturm auf Medy bas? — Wenn auch jener Befehl
sich damals noch nicht in den Händen der Commandirenden befand,
so lag es doch diesmal in der Natur der politischen Lage begrün—
det: — mit der Ausführung energischer Schritte, zu—
nal, wenn sie voraussichtlich bedeutende Opfer er—
heischen würden, zu zaudern.
Die Erstürmung von Medy bas in der Nacht vom 14. zum
15. September.
Die nächsten Vorbereitungen zu einem Angriff auf Medy bas
hestanden in Recognoscirungen, welche von den hessischen Capi—
tains Schmidt und Schödde, so wie von dem preußischen Capitain
v. Restorf, dem Adjutanten des Generals v. Hake, betreffs der
Dertlichkeiten vorgenommen wurden.
Das Ergebniß dieser Recognoscirungen war Folgendes:
Die den Ort Medy bas umgebende Mauer bot drei Stellen
*) Die Opfer, welche mit dem Erscheinen des neuen Königthumes in den
Personen des Marschalls Ney, des Generals Labedoyére u. a. Männer fielen,
dienten gerade nicht dazu, die Gemüther zu beruhigen und mußten ein bitteres
Rachegefühl in den Herzen der Soldaten hervorrufen.
Die ersten Anzeichen einer nicht friedlichen Stimmung in den Reihen der
Armee, war die Weigerung einiger Abtheilungen sich hinter die Loire zurück—
zuziehen; so wie denn auch der General Lefebvre-Desnouettes zweimal die in
der Gegend von Gien stehenden österreichischen Vorposten zurückwarf; — eine Hand—
lung, die sich indeß mit dem Bedürfnisse einer Fouragirung für die Cavalerie
des Generals erklären läßt.