Full text: Leutnants-Erinnerungen eines alten Kurhessen

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Keinem zeigen, ohne zugleich unser süßes Geheim— 
niß zu verrathen. 
Aber die von mir so kühn im Voraus und 
ohne sie um ihre Einwilligung zu fragen, be— 
legten Tänze hatte sie mir reservirt und damit 
gezeigt, daß sie mir nicht zürne, und daß sie 
mich verstanden habe. Blitzschnell gingen mir 
diese Gedanken durch den Kopf, im Nu war ich 
an ihrer Seite, hielt sie umfaßt, und dahin 
schwebten wir im seligen Verein. Noch heute 
meine ich die Klänge des Walzers aus dem Frei⸗ 
schütz zu hören, nach den wir uns im Takte 
wiegten. Eins zwei, drei, vier, fünf, sechs, 
eins, zwei, drei, vier, fünf sechs, zählte man in 
Gedanken mit, und jedesmal, wenn 4 kam, 
knickte man mit dem Bein ein wenig ein. 
Das Tempo war langsam, auch brauchte 
man viel Platz; wir verstanden noch nicht, wie 
die modernen Leute es fertig bringen, auf dem 
Raum eines Servirbrettes einen Wirbeltanz aus— 
zuführen. 
Desto besser ließ es sich halblaut plaudern bei 
unseren Tänzen. 
„Tina“, flüsterte ich, „darf ich diese liebe, 
kleine Hand halten, behalten für's Leben?“ 
Die Hand zuckte merklich in der meinen, doch 
sie entzog sich mir nicht. Ich sah, wie Tina 
von Neuem erglühte, aber ihre Lippen regten 
sich nicht. 
„Darf ich morgen kommen und dem Herrn 
Geheimrath meine Aufwartung machen“, fragte 
ich dringlicher, „ich möchte eine Anfrage an ihn 
richten, von der mein Lebensglück abhängt“. 
Jetzt hoben sich die goldenen Wimpern, einen 
Moment schauten mich die lieben Augen innig
	        
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