—8
A 334
der sie mit großer Zierlichkeit und Eleganz nach
dem für sie bestimmten Sitz führte.
Ich hatte mich sofort Tina genähert und ihr
mit den Worten: „Gnädiges Fräulein gestatten?“
die Tanzkarte überreicht. Mein Herz klopfte hör⸗
bar. Würde sie sie annehmen?
Ich, wagte kaum hinzusehen, gewahrte aber
doch, wie sie das Kärtchen duͤrchsehend, zunächst
ein wenig erstaunt über die Neuerung schien,
plötzlich aber glühend roth wurde, das Blati
zusammenfaltete und es in den Tiefen ihrer
Kleidertasche barg.
Wie hatte ich das zu verstehen?
Ich sah, wie sie auf den Tisch zuschritt, wo in
einer silbernen Schale die Tanz⸗Ordnungen lagen,
sah, wie sie sich eine andere nahm, dann ein
kleines Bleistift an die Lippen führte und einige
Eintragungen machte, sah gequälten Herzens, wie
mehrere Herren sich ihr näherten, sah, wie sie
nach kurzer Zwiesprache mit ihnen einig schien
und abermals das rosige Zünglein zeigte, um
dem zu blaßen Bleistift zur deutlichen Nieder—
schrift der Namen zu veranlassen, sah das alles,
aber erhaschte keinen Blick, der zu mir herüber—
geflogen wäre und mich ermuthigt hätte.
Das war die Strafe für meine Unbescheiden—
heit, für mein allzukühnes Hoffen — ich begriff
jetzt nicht, wie ich es fertig gebracht hatte.
Ich wurde so muthlos, daß ich, hätte mich
meine Pflicht als maitre de plaisir nicht ge—
wungen, ganz gewiß das Tanzen überhaupt ge—
lassen und mich bei Zeiten gedrückt hätie.
Da ertönte die Musik, die Paare ordneten
fich zur Polonaise — mit der jeder Ball eröffnet
wurde, und an dem auch die älteren Herrschaften
—