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„Au,“ sagte er plötzlich, denn er hatte sich
gestochen, aber ehe Frau v. Ruberus ihrem Be⸗—
dauern Ausdruck geben konnte, rief er: „O welch'
entzückende kleine Nadel, wieder eine reizende
Hanauer Arbeit, wie ich Aehnliches noch nicht
gesehen.“
Er reichte mir die einen zierlichen Maiblumen⸗
strauß darstellende Schmucknadel. Zwischen den
schlanken Blättern aus grüner Emaille hingen an
goldenen Stielen mit goldenen Kelchen eine
Menge zierlichster Glöckchen herab.
„Aus was bestehen die Blümchen,“ frug ich
erstaunt, „Emaille ist es nicht, ist's Elfenbein?“
„Nein,“ lachte die muntere Frau, gleichzeitig
einen Satz über eine große Wasserpfütze machend,
„weder Emaille noch Elfenbein, diese 10 Mai—⸗
glöckchen sind von den ersten Zähnchen meiner
fünf Kinder gemacht, und,“ setzte sie ernster hinzu,
„mir der liebste Schmuckgegenstand, den ich besitze.“
Eine Weile ergingen wir uns noch in den feuch⸗
ten Gängen des Gartens, aber es wurde für die
leicht bekleideten Damen doch empfindlich kühl,
und da es auch immer dunkler wurde, mahnten
die sorglichen Mütter und Tanten an den
Aufbruch.
Als ich in den Saal zurücktrat, um aus einer
Ecke desselben meinen Degen zu holen, kam ich
gerade dazu, wie Mr. Bingham dankend einen
großen Bogen Conceptpapier aus der Hand des
Geheimraths entgegennahm und sich dann an—⸗
schickte, einen länglichen, kleinen Gegenstand in
denselben zu wickeln. Hatte er in meinem Gesicht
die erstaunte Frage çcelesen: „Was um Alles in
der Welt wickelt der Mann da ein?“ jedenfalls
öffnete er sein Päcklein nochmal und wies mir
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