88 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
Gnade hatten theuerster Vater mir eine Zulage zu geben
womit ich auskommen kann, so wollte ich versuchen, ohne es
Ihnen wissen zu lassen mir so viel zu erübrigen, daß ich
selbige nach und nach bezahlen könnte; allein dies war mein
Verderben, wie nahe es mir gehet und welche Sorge es mir
macht, Sie gütiger Vater zu kräncken, ist mir nicht möglich
zu sagen; durch die vielen schlaflosen Nächte die sie mir machten
und die steete Unruhe wenn ich an das Bezahlen dachte,
haben mich“) schon sehr bestraft; ich gestehe daher jezt meinen
Fehler eher ich tiefer hinein gerathe; ich bitte keine Vergebung,
da ich überzeugt bin daß ich keine verdiene; doch werde ich
alle meine Kräfte aufbieten, durch die genaueste Oekonomie
soviel als möglich wieder gut zu machen; ich mache die Augen
zu, indem ich dies schreibe, ich bin 150 ⸗5 schuldig. Die
Zulage, die Sie die Gnade hatten mir zu überschicken wandte
ich meist dazu an um sie zu bezahlen, .allein die enormen
interessen, die ich geben mußte haben mich wieder gantz ent—
blößt; ich wage es kaum theuerster Vater Sie zu bitten durch
einen Wechsel an Nathan Jacob in Halberstadt mich von
dieser Last zu befreyen, u. mir etwas zu meinem Unterhalt
beyzufügen. — Den Brief von Carl habe ich aufgemacht und
selbst gelesen, ob ich ihn übergeben kann**); so sehr unschicklich
dies ist, so glaube ich mich dadurch rechtfertigen zu können,
daß Carl den General für einen biedren graden Mann hielt;
ein ehrlicher guter Mann ist er, aber ein sehr feiner Mann,
bey dem mann jedes Wort auf die Wage legen muß, und
bey dem es wie bey einem Hofe hergehet; ich bitte Sie theuerster
Vater ihm einige Französische Zeilen wegen seiner Nachsicht
für mich zu sagen, da es Ihnen denn leicht ist, mich seiner
*) Muß wohl heißen: bin ich.
5) Der Bruder Carl scheint sich für Dalwigk bei dem General
berwandt zu haben, wohl für Beschleunigung seines Avancements, was
durch die Bitte, ihn ein Jahr älter anzugeben, bestätigt wird.