Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 85
haben swir] so bald keine Hoffnung, die Fuselier: Batt: der
Garnison, wovon auch einige im Ostfriesischen und Osna-
brückschen stehen in unsern Mauren zu sehen, der Dienst ist daher
noch eußerst schwer, selbst die Officiers müssen mit 3 Nächten
aufziehen:) da wir noch nicht complett sind so muß das
Regt: Pr: Ferdinand noch unsere Wachen mittragen helfen.
Sie können sich vorstellen bester Vater was wir bey 300 u.
einigen 20 Mann Recrut: die seit unserm Einmarsch eingestellt
u. wenige ausgenommen lauter Ungarn u. Polacken*) sind,
die einem auf jede Frage „nicks deitsch, ni roseni“ antworten,
für Arbeit haben. Da die meisten Reoruten-Iransports hier
durch gehen, so kann mann sich eine Vorstellung von dem
Verluste der Armeen machen: mann spricht jetzt wieder viel
oon den neu zu errichtenden Regt: ich wünsche daß es bald
ins Werk gerichtet wird. —
Vor einigen Tagen passierte beym Leibregt: Cürassier
ein sonderbarer Vorfall den ich mir gar nicht erklären kann,
ein Leutt. v. Wulffen des Regt: aus einer der reichsten
Familien im Preußischen dessen eigenes Vermögen sich dauf)
30 000 J beleuft, ein junger schöner Mensch von 19 520
Jahren ist desertirt und wie mann sagt unter das Regt: v.
Hompesch-Husaren gegangen; ich weis von ihm selbst, daß
er eine erstaunende Leidenschaft für diesen Dienst hatte, und
sogar wo er konnte, Hus:-Säbel trug; ich kann mir aber
aicht vorstellen daß dies die Uhrsache seines Entschlusses seyn
kann; die Officiere des Regiments sind außer sich daß ein
) Da jeder Passant bei Tage und bei Nacht angehalten und be—
fragt werden mußte, auch eine Menge besondere Bestimmungen den Wacht—
dienst sehr erschwerten, so bildete dieser eine außerordentliche Strapatze.
Heute müssen die Mannschaften wenigstens 3 wachtfreie Nächte haben.
*x) Es scheinen Ausgehobene aus den neuen polnischen Provinzen
gewesen zu sein, die man Vorsicht halber im Binnenlande dienen ließ ; für
das Regiment von Kalckstein, dessen Canton die Kreise Jerichow, Lucken—
walde u. a. umfaßte, waren es also sogenannte Ausländer.