Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 83
Magdoeburg den Géten Octob: 1795.
Ein Brief von der Pagenstechern theuerster Vater hat
mich in die eußerste Unruhe versezt: ich hatte die Francken
noch nicht so nahe vermuthet, als es mir die gestrigen Zeitungen
und dieser Brief sagten. Haben Sie die Gnade theuerster Vater
mir das bestimmte zu schreiben. Da die porte d'Epée oder
überkompletten Fähnrichs außer dem Dienst u. in Gesellschaften
interims-Officier- Unif: tragen, so werde ich auch in dieser
auf Urlaub kommen; und ob es gleich meine maximo ist
nie mehr zu scheinen oder seyn zu wollen als ich bin, so
glaube ich doch daß es sehr erlaubt ist, daß ich mich, wenn
die Feinde ins Waldeckische kommen sollten für einen Preuß:
Oftficior ausgebe; denn ich bin überzeugt, daß sie so viel
Achtung für einen P: Off: haben, seines Vaters Güter zu
schonen. — Haben Sie vielleicht Ihre Maasregeln genommen
so rate ich Ihnen doch Ihre besten Sachen ins Hessische zu
schicken, selbst aber Campf nicht zu verlassen; denn sind Sie
nicht da, so hält den Franzosen nichts ab, sich als in—
disciplinirte Truppen zu zeigen; überhaupt sind sie mit denen
verlassenen Gütern übeler umgegangen als mit denen, auf
welchen die Besitzer noch waren; überhaupt aber theuerster
Vater wüßte ich nicht, warum Sie flüchten wollten; Sie,
wohl der einzige vielleicht im Lande, der Feind oder Freund
ruhig und mit gutem Gewissen erwarten kann; und warum
sollten die Francken nicht eher die Güter eines Edelmanns,
der der Vertheidiger der Rechte des Landmanns ist, beschützen
als verderben; mann muß ihnen sagen daß es hier im
Waldeckischen das Gegentheil mit der Drückungsart der
Stände wie in Franckreich ist. — — — — — — —
Wohin wird der Fürst gehen wenn er flüchten sollte; wovon
wird er im fremden Lande leben; es sind schreckliche Zeiten;
sind die Emigranten noch in Arolsen; verzeihen Sie theuerster
Vater daß ich meinen vorigen Brief wieder erbrochen hatte
und eine Nachschrift zugefügt habe, die Eile verleitete mich
4