82 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
N. 8. den 2ten) 95.
Die äußerst ungünstigen Nachrichten welche sich hier in
Ansehung des Krieges verbreiten theuerster Vater haben mich
in die größte Besorgnis versezt — welche sehr durch die
lange Zeit, daß ich keinen Brief von Ihnen zu erhalten die
Freude hatte, vermehrt wird. — Es sind Briefe von dem
Corps, welches noch am Rhein stehet und von andern Privat—
Leuten eingelaufen, welche melden, daß die Francken 5 Stunde
diesseit Metzlar sind, und auf der andern Seite im Fuldischen ein-—
dringen. Haben Sie die Gnade theuerster Vater und lassen
Sie mich nicht länger in Furcht, sondern schreiben mir sobald
es Ihre Geschäfte erlauben, was Sie thun werden und wie
sich die Feinde betragen. — Der Graf Waldeck hat um
Königlichen Urlaub**) geschrieben, der in 8—510 Tagen auf
unbestimmte Zeit ankommen wird. Haben Sie die Gnade
theuerster Vater und unterrichten mich von der Lage der
Sachen; ist sie schlimm, so werde ich, wenn es Ihnen
nicht zuwider ist, mit dem Grafen kommen. Die Reise
ist dann um so wohlfeiler; vor meiner Abreise theuerster
Vater wünschte ich aber doch die 20 Carol: zu erhalten, um
welche ich Sie gebeten hatte, u. welche Sie gewiß die Gnade
haben, mir nicht abzuschlagen. — In Hoffnung gute Nachritht
zu erhalten verbleibe ich mit tiefster Ehrfurcht
Ihr
gehorsamer Sohn.
Der Graf und ich hatten den Einfall ein Paar Preußische
Montierungen mitzunehmen, um im äußersten Nothfalle ein
Paar Sauve Garde***) zu haben. —
Die Nachschrift ist mit ganz anderm, zweifellos falschem
Datum versehen, ein Zeichen, in wie großer Aufregung der Brief ge—
schrieben ist.
*5) Bei Urlaub ins Ausland scheint die Genehmigung des Königs
nothwendig gewesen zu sein.
*4*) Da die preußische Uniform neutral war.