Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

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Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 
Magdeburg den 2gten 7 bris“) 95. 
Der Übergang der Francken über den Rhein und ihre 
Annäherung in meine Vaterländische Gegenden theuerster 
Vater, hat mich besonders da ich seit einiger Zeit nicht die 
Freude hatte einen Brief von Ihnen zu lesen, eußerst besorgt 
gemacht. Hessen hat zwar Frieden; wie aber wird es mit 
dem Waldeckischen und selbst mit Campf werden, wenn die 
Francken wie ich sicher vermuthe, so weit vordringen sollten: 
jezt wird der Fürst gewis bereuen, doppelt bereuen, sein 
weniges Geld an den Emigrirten verschwendet zu haben, die 
seiner armen Unterthanen gleich einer schweren Contribution 
auf dem Nacken liegen: Der Fürst wird jetzt doch genöthigt 
seyn sie zu entlassen; anders kann ich mich wohl nicht 
ausdrücken. Was sagt mann denn jezt bey Hofe von den 
Oestroichern; sind die braven Darmstädter an diesem Meister— 
stück von Nachlässigkeit und Feigheit auch Schuld? nie glaube 
ich werden die Kaiserlichen dem Teutschen Reich diesen Schaden 
u. dem armen Rheinländer dies Unglück weder durch ihre 
Waffen noch Geld welches sie selbst bedürfen ersetzen können; 
ein nie verlöschender Schandfleck wird dieser Feldzug in ihrer 
sonst so Thatenvollen Geschichte seyn. Um die Ehre der 
Teutschen Nation zu retten wäre jezt jeder Fürst u. Reich— 
stand verpflichtet, sein möglichstes zu thun, und so sehr ich 
anfänglich für den Frieden, welchen Preußen schloß, in Rück— 
sicht auf den Vortheil den er für uns hat, swar), eben so sehr bin 
ich jezt gegen ihn, u. ich bin überzeugt, wenn Rusland uns 
nicht so sehr auf den Hacken säße daß] der König gewiß die 
kräftigsten Maasregeln gegen das weitere Vordringen des 
Feindes machen würde; wer weiß, ob es Teutschland in 
Rücksicht auf seine kleineren Staaten nicht noch einmahl gehet 
pie Pohlen. 
») Der Brief kann erst Ende 
scheinlich soll es heißen septem-bris. 
September geschrieben sein: wahr—
	        
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