Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 73
ihn noch nicht gesehen, freue mich aber einen solchen recht—
schaffenen Mann in unserm Officier-Corps zu wissen.
Der Prinz Louis“*) scheint hier keine bleibende Stätte
zefunden zu haben; er ist noch nicht über 6 Tage hier ge—
wesen; er kommt alle Augenblick, bleibt einen Tag hier und
leuft dann wieder fort; neulich ging er zu Fuß von hier bis
Braunschweig. — — — — —
Man behauptet gewiß daß hier in Magdeburg ein Bat:
Fuselier, und in Burg, einem Städtchen 6 Stunden von hier
ein neues Regiment**) errichtet wird; auch wird jezt das
Batt: v. Hinrichs zu einem Regiment gemacht, welches der
Genoral v. Graevonitz erhalten hat***). — — — — —
Der General hat sich neulich von mir Ihre Adresse und
die meines Bruders geben lassen; vielleicht will er Ihnen
schreiben. — Sind denn die Emigranten noch in Arolsen;
sollte ihrer der Fürst denn nicht endlich einmal überdrüssig
werden; sie schimpfen wohl recht anf unsern König der mit
einer Rotte Reuber und Mörder Frieden schließen könnte;
sie dürften nicht in unser Theater kommen, denn da
müßten sie hin und wieder doch einen kleinen Ausfall auf
sie mit anhören. —
Von diesem Theater habe ich Ihnen noch nichts gesagt.
Als das neueste Schauspiel-Haus ist es gewiß das geschmack—
vollste; alle Schnizereyen und Bildereyen, die mann an den
Logen in anderen gewohnt ist, fallen hier gantz weg, sondern
dimplicität mit schönstem Geschmack verbunden machen es für
*) Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, der hier in der Gar—
nison seines noch in Westphalen stehenden Regiments wohnte.
»**) Die später erwähnte Magdeburgische Füselierbrigade (3 Ba—
taillone) erhielt Burg als Garnison.
**x) Irrthümlich; das Regiment von Graevenitz wurde 1795 aus
dem Bataillon von Weyher, welches 1794 aus polnischen Kriegsgefangenen
und Neugeworbenen errichtet war, unter Zuziehung der Einländer des
Regiment Nr. 37 formiert.