0
Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
Marsch vor dem Hertzog aus, der unser Regiment begleitete;
wir hatten diesen Tag, als wir in dixte, einem Dorfe 4 Stunden
von Braunschweig, einquartiert wurden, einen Weg von
9 Stunden zurückgelegt, der uns, mögte ich fast sagen, nicht
so sehr ermüdete als der Parade-Marsch in der entsetzlichen
Hitze.) — Sixte, wo wir Ruhetag hatten, gehört einem H: v.
Pinau,**) einem gebohrenen Sachsen; er hatte ehemals unter
den Preußischen Husaren gestanden; als seine Eltern starben,
wünschte er seinen Abschied zu erhalten, konnte ihn aber auf
keine Weise bekommen; er stellte sich daher wahnsinnig und
so natürlich, daß er endlich von einem Officier und einigen
Mann nach seinen Gütern transportirt wurde; hier legte er
seine Maske ab, indem er zu dem Officier sagte: wie glücklich
Sie Ihr Geschäft geendigt haben, beweist meine Gesundheit,
die ich mit meiner Freyheit wieder erhielt; mein Wahnsinn
war Verstellung. — Er heyrathete nachher ein Mädchen die
aicht schön aber 1560 000 ⸗ im Vermögen hat, und der
zlaube ich ein gutes Hertz nicht fehlt. — Von diesem H: v.
Pinau wurden wir sehr gut aufgenommen und lin] seinem
—
Mann ungefähr gegen 30 J.. — Ich freute mich sehr als
er mir sagte, daß er ein sehr guter Freund von Düring gewesen
wäre, u. dieser ihm in seinen jüngeren Jahren oft versichert
hätte, daß er sich einstmals erschießen würde. Die Zeit daß
wir uns hier aufhielten, wurde meist vertanzt; daher fand sich
denn auch, daß wir müder diesen angenehmen Ort verließen
als wir ihn betreten hatten; sogar unsere Burschen**x) tanzten
ohngeachtet des schweren Marsches noch mit der Patronen⸗
Tasche; wer es nicht gesehen hat, kann sich keine Vorstellung
machen, wie sehr viel der Soldat aushalten kann, wenn er
Wenn manbedenkt, daß beim Parademarsch nur 75 Schritt in der Minute
gemacht wurden, kann man sich einen Begriff von der Anstrengung machen.
**) Wohl von Bünau.
x**x* Burschen heißen die gemeinen Soldaten.