68
Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
wir Ruhetag hatten. Um die Merckwürdigkeiten dieser Stadt
zu sehen habe ich es an nichts fehlen lassen; doch muß ich
sagen, daß sich die H: Hanoveraner gut bezahlen lassen: ich
machte mich einem gewissen Rath Wéhers bekannt, einem
eußerst gelehrten Mann, der in 4 Akademie-Gesellschaften
aufgenommen war und verkehrt und erst von der Kaiserin
von Rusland eine große goldene Medaille erhielt.
Er bat mich zum Essen, u. dieser hat mich denn meisten
Theils herumgeführt. In dem Schloß“*) und dem Hause des
Hertzogs von NVork war vieles eingepackt, um es aus Furcht
vor den Franzosen weg zu transportieren, doch habe ich
prächtige Sachen gesehen. Das Audienzzimmer ist mit dem
ächtesten Dukaten-Gold, ganz und gar mit Decke und allem
vergoldet, hier stehet der Trohn mit 5 Stühlen von ge—
schlagenem Silber wovon jeder 70 W wiegt; in einem großen
Saale nebst den anstoßenden Zimmern hängen S5 silberne
Leuchter, wovon jeder 120 F und die Brandrondels an den
Kaminen 64 3 wiegen; einige sehr schöne Gemählde von
Rubens, 3. Ex: wie Alexander seine Geliebte überrascht, haben
mir sehr gefallen. —
Montbrillant**) u. Herrenhausen habe ich auch gesehen;
die Fontaine stieg biß zu ihrer größten Höhe, nehmlich
120 Fuß; sie wird von 7 Rädern getrieben; der Garten **)
zu Herrenhausen ist hnicht?] schön, desto kostbarer aber die
Drangerie, hierin stehen die Büsten der Römischen Kaiser
u. einiger Weisen, die von Rom gekommen sind. —
Morgen kommen wir nach Braunschweig; in dieser
Gegend liegen erstaunend viel große Städte; wer dieses nicht
weiß, kann es schon an den sehr verdorbenen Sitten des
*) Wohl das spätere Leineschloß, zu dem 1640 der Grundstein
gelegt wurde.
*x) Das spätere Welfenschloß, jetzt technische Hochschule.
*x*) Der Garten ist 182 Morgen groß und theils nach englischem
Muster, theils nach französischem angelegt.