4 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807.
mir zu überschicken, nur gleich nach Magdeburg zu senden;
in Campf steht ein Buch betitelt „Versuch in der
Tactick“; wollen Sie wohl die Güte haben und legen
dieses bei, vielleicht kann es mir von Nutzen seyn. —
Wir marschieren den 16ten hier wieder aus und treffen
den Zten in Magdeburg ein; ich bekomme auf diesem Marsche
doch manche merckwürdige Stadt zu sehen; besonders angenehm
ist es mir aber auf dem Saale des hiesigen Rathhauses ge—
wesen zu seyn, wo der Westphälifche Friede geschlossen ist;
die Bildnisse der Gesandten sind im Saale aufgehängt, und
ich muß sagen, daß ich vor den Bildnissen Ehrfurcht fühlte,
deren Originale dem Teutschen Reiche sein Grundgesetz gaben.
Osnabrück an sich selbst ist altmodisch gebaut, hin und wieder
findet mann aber doch ein Haus das auf Italienischen Ge—
schmack aufgeführt lists; die meisten Heuser haben eine
Pyramidenförmige Form; in der obersten Etage ist 1 Fenster,
der Aten 2, in der Zten 3, in der Aten 4, in der Sten 5,
in der 6bten 6 und in der 7ten 7 Fenster.“) An dem Palais
des Hertzogs von Vorck**) habe ich auch nicht das gefunden,
was ich mir davon vorstellte; die Neuheit scheint das schönste
zu seyn; überdem liegt es in einer gantz abgelegenen Straße,
die keiner findet, wenn mann nicht zufällig hinkömmt. —
Sehr angenehm war es mir aber, hier endlich einmahl wieder
einen Garten zu sehen; dieser Nahme ist, fast mögt ich sagen,
in diesen Westphälischen Wüsteneyen gantz unbekannt; auch
die ersten Rosen habe ich hier gepflückt, deren Geruch mich
denn doppelt ergözte; so wäre fast dieser Monath vergangen,
ohne eine zu sehen: da mir doch ehemahls den 25te**) J.
deren gantze Arme voll gebracht wurden. Leben Sie wohl
Die Etagen sind von oben gezählt.
*5) Des schon oben erwähnten Herzog Friedrich von York, Inhaber
des Bisthums Osnabrück seit 1764, Feldmarschall und Oberbefehlshaber
des britischen Heeres auf dem Festlande.
x**x* Der 26te Juni war Dalwigks Geburtstag.