Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 53
Westen entbehrlich, nach der russischen Grenze hin in Bewegung
gesetzt. Immerhin aber blieb der Löwenantheil der polnischen
Beute Rußland; das war nicht mehr zu ändern.
Auch die Zustände in Holland, wo Frankreich inzwischen
die batavische Republik errichtet hatte, bleiben noch besorgnis—
erregend; schließlich wird beschlossen, den Erbstatthalter ebenso
wie die deutschen Fürsten, welche ihre linksrheinischen Be—
sitzungen verloren hatten, in Deutschland zu entschädigen, indem
man die geistlichen Gebiete säkularisierte. Die englischen und
hannoverschen Truppen werden ebenfalls allmählig zurück—
zezogen; dabei desertieren die Emigranten, die überhaupt über—
all sehr ungünstig beurtheilt werden und welche nun vollends
hren Unterhalt zu verlieren fürchten, massenweise.
Dalwigk beschäftigt sich in Gedanken bereits eifrig mit
der Einrichtung seines zukünftigen Lebens in der Garnison;
der Friedensdienst, der ihm noch ganz unbekannt ist, beginnt
schon jetzt auf dem Marsche; er nimmt sich Beschäftigung mit
militärischen Wissenschaften und fremden Sprachen vor, welche
ihm als für einen richtigen preußischen Offfzier unerläßlich er⸗
scheint, und läßt Bücher von Hause kommen. Sehr wohlthuend
berührt ihn nach dem öden Münsterlande die schöne, kultivirte
Gegend, durch welche er marschierte; die Städte in denen er länger
verweilt, sieht er sich eingehend an. Als die Truppen Braun—
schweig passiren, kommt der Herzog heraus, der preußische
Feldmarschall und frühere Führer im Coalitionskriege; er
läßt sich einen Parademarsch vormachen, der damals mit 75
Schritt in der Minute ausgeführt wurde. Am 8. Juli
marschiert Dalwigk endlich in Magdeburg ein, das nun bis
zum Sommer 1806 seine Garnison bleiben sollte.
Freéeren den Aten May 95.
Gestern, theuerster Vater, erhielt unser Regiment den so
sehnlich erwarteten Befehl nach der Garnison zu marschieren. —