Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 43
Daß ich so selten geschrieben habe werden Sie mir verzeihen,
da Sie als alter Soldat*) selbst wissen daß es nicht immer
möglich ist auf einem Marsche Briefe fortzuschaffen. — Wir
sind nun nach vielen Mühseeligkeiten allem Anschein nach an
dem Ort unserer Bestimmung angelangt, worüber ich eußerst
vergnügt bin, da wir beynahe in dem abscheulichen Münster—
lande im Morast versuncken wären; wenn Sie nicht selbst in
dieser Gegend gewesen sind so können Sie Sich gar keine
Vorstellung davon machen; so wenig gutes im Boden ist,
eben sowenig steckt auch in dessen Bewohnern. — Sonderbar
traf fich es daß auf Kloster Rengering lich] in eben der
Stube einquartiert gewesen wo Reinhardt gelegen hat; Sie
können gar lnicht] glauben wie gut ich aufgenommen wurde, so—
bald ich nur meinen Nahmen sagte; jeder Dalwigk sagten sie ist
uns wilkommen; die Hessischen Carabiniers**) hatten auch
dort gelegen so daß sie biß dahin als ich hinkam lauter
Dalwigks gehabt hatten. Reinhardt hat sich von den Nonnen
12 Hemde machen llassen] die eußerst fein sind, und ihm
nicht mehr als einige 30 45 kosten, da er im Waldecksch:
ein Hemdt nicht unter 6 ⸗ bekommen hätte. — Ich war
4 Tage in Rengering, während der Zeit ich mich sehr gut
amüsirt habe, denn der Tausch mit schlechten Bauerhütten
gegen ein Kloster behagte mir so übel nicht. — Als ich weg—
gehen wollte begegnete mir zum Glück noch auf dem Kloster⸗
hofe ein Chevauxlegers von Reinhardts Schwadron der
einen Brief an die Fräul: von Kaynach die sich für eine Ver—
wandte von uns ausgab, brachte; ich eilte sogleich zurück und
antwortete dem Bruder in der Fräul: ihrem Nahmen. —
) Dalwigks Vater stand im régiment royal d'Alsace in Straß-⸗
burg und Dünkirchen; die Rangliste dieses Regiments enthält eine große
Anzahl deutscher, auch preußischer Namen.
*) Bei den hessischen Carabiniers stand der Bruder Louis.