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Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807.
ihren Diensten stehenden Emigrantenkorps, die oft ohne Sold
blieben.
Am 5. April 1795 wurde endlich der Friede geschlossen,
mit dem für die preußischen Truppen alle Feindseligkeiten
gegen Holland aufhören mußten, aber noch dauerte es bis
Mitte Mai, bis die Demarkationslinie, innerhalb welcher alle
Staaten neutral sein sollten, endgültig festgelegt war. Die—
selbe lief von der Grenze Ostfrieslands längs der Ems bis
nach Münster, von dort nach der clevischen Grenze und dann
am Rhein entlang nach Duisburg; nach Süden schloß sie im
Allgemeinen mit der Main-Linie ab. In den neutralen
Landestheilen stehen nun noch die einzelnen Contingente und
warten auf ihre Bezahlung durch England; ohne diese erfolgt
nicht der Befehl zur Heimkehr; sie marschiren aus Ver—
pflegungs- und Ausrüstungsrücksichten vielfach hin und her.
Dalwigk trifft sich auf diese Weise oft mit seinen Brüdern.
Als dann die Anzeichen sich mehren, daß die preußischen
Truppen bald in ihre Garnisonen abmarschiren werden, fürchtet
er mit Recht, daß der Cordon nicht stark genug besetzt bleibt.
Denn die zurückbleibenden Truppen sind aus den ver—
schiedensten Contingenten zusammengesetzt und ohne einheit—
liche Führung; das Land ist voller Deserteurs, besonders aus
Holland; überall wird neu geworben, so durch den vertriebenen
Erbstatthalter von Holland, der sich sein Land wiedererobern
will. Zeitweise kommen Gerüchte auf, Preußen wolle ihn
hierin unterstützen; der beschleunigte Abmarsch der preußischen
Truppen nach Westphalen und seine nahe Verwandtschaft mit
dem preußischen Königshause (er war der Schwager Friedrich
Wilhelms 11) war wohl die Veranlassung dazu. Dabei ver—
stärken sich die Franzosen, die, von den holländischen Patrioten
ins Land gerufen, die batavische Republik errichtet hatten,
fortwährend, und sind in ihrer Selbstüberhebung und Dis—
riplinlosigkeit zu Grenzverletzungen geneigt.