Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 39
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märschen nach Westphalen ab, um die Grenze zu schützen.
Bis zu ihrem Eintreffen bildeten Hannoveraner und Hessen
unter dem hannoverschen General Grafen Wallmoden eine
Vorpostenkette von Emden bis Coesfeld, von wo sie lockere
Verbindung mit der bei Wesel stehenden österreichischen Armee
hatten. Als sie durch die preußischen Truppen abgelöst
wurden, bezogen sie weiter rückwärts Quartiere.
Dalwigk machte den Marsch beritten mit und klagt sehr
über schlechte Wege und schlechte Quartiere in dem öden
Münsterlande. Er kommt nach Freren bei Lingen ins Can—
tonnement, in welchem er etwa 2 Monate verbleibt.
Ueber die politische Lage scheinen ziemlich bestimmte
Nachrichten zur Truppe gelangt zu sein. Preußen, welches
die von England versprochenen Subsidiengelder nicht pünktlich
und nicht vollständig erhielt, und sich von Oesterreich hinter—
gangen sah, hatte sich durch seine schwankende Politik, deren
Träger Graf Haugwitz war, sehr geschadet; seine Kassen waren
erschöpft; vor allem aber drohten an seiner Ostgrenze starke
russische Kräfte, welche, nachdem Preußens Versuche gescheitert
waren, die polnischen Aufständischen niedergeworfen hatten.
Die russische Kaiserin verfügte im Verein mit Oesterreich über
die polnischen Landestheile, ohne Preußen zu fragen.
Die Theilnahme an der Coalition, welche zur Wahrung
der Fürstenrechte und zur Vertheidigung der Königsthrone in's
Leben gerufen war, hatte für Preußen nur Verluste an
Menschenleben, Geld und Land, vor allem aber an politischem
Ansehen gebracht. Der Abschluß des Friedens war dringend
wünschenswerth geworden, um die Hände im Osten wieder
frei zu bekommen.
Inzwischen gab es immer noch kleine Scharmützel mit
den Franzosen, die in Holland arg hausten. Auch die Eng—
länder raubten und plünderten; am schlimmsten aber trieben
es. einerlei ob in Feindes- oder in Freundesland, die in