Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807. 35
Sie werden sich mit Recht wundern theuerster Vater daß
ich Sie wieder im vorigen Briefe um 2 Carol. zu bitten so
frey war; da Sie doch die Gnade hatten mir eine Zulage
zu geben womit ich sehr gut fertig werden kann; allein die
Umstände welche mich dazu bewegten, waren nicht zu ver—
meiden; da ich gestern meine erste Unterofficier-Wache mit
15 M: that, mußte ich abermals eine Britsche mit 18 gr. los—
kaufen; meinem Schützen“) welchen ich nach Hochheim das
6 Stunde von hier ist, schickte, um ein Nachtkamisol holen zu
lassen welches mir die Pagenstechern*)dorthin geschickt hatte, 70
Batzen [geben); diese freylich jetzt seltenen Ausgaben vertragen
sich nicht damit, wenn der Bursche für 2 Kartofflen einen
Kreutzer geben muß. — Gestern hatten wir in der Parole,
daß sich die Regimenter zusammen halten sollten, u. kein
Offizier Urlaub bekömt, da die Franzosen große Bewegungen
machten, und es nächstens zur Affaire käme. —
Ich habe schon ein Avancement gehabt, und bin nun
der Zte; æ) auf einige kann ich noch sichere Rechnung machen. —
Von der Pagenstechern habe ich gehört daß Sie theuerster
Vater nach Wildungen gehen; ich wünsche von Hertzen, daß
Sie recht glücklich sind. — — — — — Ich weis weiter
nichts zu sagen als daß ich stets in tiefer Ehrfurcht verbleibe
des besten Vaters
gehorsamer Sohn
Alexander von Dalwigk.
N. 8. man sagt die Francken hätten die Rheinschantze
vorgestern genommen. —
) Der Bursche oder Putzer.
*x) Wohl eine alte Wirtschafterin.
**) Die Junker hießen zunächst gefreite Corporale; dann wurden
sie Fähnrichs und rechneten als Offiziere, erhielten auch dasselbe Gehalt
wie die Sek.Leutnants, nämlich 13 Thlr. monatlich.