Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1907. 25
unter freyem sHimmels liegen; dies wird bey dieser kalten
und sehr regniten Witterung uns gewis nicht am besten be—
kommen. — Die Franzosen sind vor Maynz gantz erstaunend
starckr); wenn mann bey Hochheim**) auf der Anhöhe ist
siehet man nichts als Himmel und Franzosen; sie greifen die
Besatzung von Morgen biß in den Abend an; vorgestern
wolte die Besatzung den Mombacher Tannen-Wald, der wegen
seiner schönen Anlagen bekannt ist umhauen, allein die Franzosen
wollten es nicht leiden und ses] entstand ein sehr starckes
Gefecht; doch mußten die Franzosen weichen. — Gestern
wagten sie 3 Stürme auf Maynz; sie hatten auch würcklich
die Schantzen auf dem Hattersberge eingenommen und waren
bey die Farworittschantze“**) und Philippischantze sehr nahe an—
gerückt allein auch hier hatten sie sich vergebliche Mühe ge—
macht. — Da sie nun nichts ausrichten konnten, wolten sie
Weißenau in Grund schießen, sie hatten aber die Kanonen
zu hoch gerichtet sodaß alle Kugeln in den Rhein flogen.
dieses alles konnte mann von Hochheim sehr gut sehen; auch
bei Zahlbach hatten sich gegen 2000 Chaßeurs zu Pferde
rangiert, da aber aus der großen Zahlhacher Schantze einige
Haubitzen unter sie geworfen wurden zerflogen sie wie Spreu.
— Das Schicksaal des Hessischen Commandanten von Rhein—
fels 4) ist eußerst traurig; er wurde neulich hier durchgebracht,
und soviel ich davon weis will ich Ihnen theuerster Vater
sagen; er hatte 3 Söhne in Hessischen Diensten gehabt wo—
») Sie waren über 50000 Mann stark.
**) Am Main östlich Mainz.
***) Favorit?
) Es war der General v. Resius, der die kleine Veste Rheinfels in
schmählichster Weise den Franzosen, die mit ganz unzureichenden Kräften
vor Rheinfels rückten, durch seinen nächtlichen Abmarsch überließ. Er
wurde zum Tode verurtheilt, aber begnadigt und infam kassiert. Sein
Verhalten erregte umsomehr Aufsehen, als sich die Hessen im ganzen Kriege
vorzüglich geschlagen hatten.