Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

272 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 
würft ihn zu Boden — ein zweyter kam — der Soldat 
haut ihn in Kopf und Arm und entspringt. Der hiesige Kauf—⸗ 
mann 8Soelle begegnet ihm, er rennt ihm den Säbel durch 
den Leib und läßt ihn stecken, die trauernde Gattin und 
Kinder befürchten stündlich den Todt ihres Vaters. Der 
fehlende Säbel verrieth den Soldaten — er wurde ausfindig 
zemacht u. erhielt gestern den Lohn seiner unerlaubten 
Handlung. So ein Mensch hat aber mannigmahl etwas im 
Kopf, im Kriege muß mann das nicht so genau nehmen wenn 
hin u. wieder dergleichen vorfällt — täglich, wie böse 
u. nicht unterrichtete Menschen behaupten und obendrein be— 
schwören, ist aber gewiß übertrieben. 
Sie werden jetzt meine Briefe an den Oberstallmeister 
u. Rheineck gelesen und daraus ersehen haben, wie es mir in 
jeder Hinnsicht übel ergangen ist. Da die Reise auf der Post 
zu machen bey den grassierenden Kranckheiten, besonders biß 
Berlin durchaus nicht rathsam ist, indem der Postwagen 
immer gespickt voll stinckender Pollnischer Juden, übersäet mit 
Ungeziefer aller Art ist, und ebenso auch leicht mit Krancken 
— 
ein Paar Kosacken“) u. eine Russische Kibitken) gekauft, mit 
welcher wir bequem, schnell u. auch wohlfeil, da wir einen 
Paß auf Ouartier u. Fourage erhalten hatten, unseren Weg 
zurücklegen konnten. Die eigentliche Straße von Memoel nach 
Lönigsberg über Tilsit ist 30 Meilen, aber gut; ****) hingegen 
ist durch diese Gegenden am gefährlichsten zu reisen. Ueber 
die Nehrung, in entsezlich tiefem Sande, sind 22 Meilen; ich 
hielt daher am besten, da wir guten Wind hatten, die Reise 
zu Wasser zu machen. Sie wissen was mir begegnete. In 
Königsberg mußten wir schon die Pferde welche mit der 
Seuche befallen waren, um ein Spottgeld weggeben. meine 
Kosackenpferde. 
) Kleiner rnssischer Wagen mit einer Plane über dem hinteren Theil. 
5 d. h. reichlich.
	        
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