20 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807.
baldiges avancoment; ich muß sagen daß es mir außerordent—
lich angenehn war. — Des Morgens um 5 Uhr wurden
die Zelter abgebrochen, wir mußten aber noch bis 8 Uhr
warten ehe wir marschieren konten; von unserm Lager das
dichte am Rhein stand, gingen wir, wegen des vielen hin und
her marschierens ehe wir wieder in Ordro de Bataille kamen,
u. da wir durch die Wercke von Maynz an einer Seite
mußten, u. also einen halben Zirkel machten, gegen 2 Stunde;
es war eine Brücke über den Rhein an der Petersaue“) ge—
schlagen, die das Regiment von Thadden besezt hatte; jenseit
des Rheins sprach ich den Jagd-Juncker von Dernberg;
gegen 5 Uhr kamen wir hier an ohne nur irgend wo ge—
ruhet zu haben; es war ein Marsch von 9 guten Stunden;
da mir Sand in die Stieflen gekommen war gieng ich mir
ein Paar große Blasen unter die Füße die mir auf dem
Marsch sehr beschwerlich waren. — Bey Wickert **) stehen
Lermstangen und Kanonen auf deren Lösung wir uns, ehe
weitere Ordre kömmt, nach Maynz ziehen. Die Franzosen
scharmuzieren sehr starck mit der Maynzischen Besatzung bey
Marienborn Weißenau Gunzenheim u. Zahlbach,“*) alles
Orte die eine halbe Stunde von Maynz entfernt sind. —
Diese Nacht geriethen die Pfälzer die sich unter einand für
Franzosen hielten ins Handgemenge; sie schossen starck mit
Kartätschen auf einander: da sehr viele Kanonen-Schüsse
fielen glaubte die Besatzung es werde ein Hauptsturm gewagt
u. lösten alle Kanonen von den Wällen. — Gestern sind
80 (24 8) Kanonen in Maynz angekommen, u. heute erwartet
mann wieder einen Transport; auch soll eine Besatzung aus
*) Unterhalb Mainz; Aue heißen die dort sehr zahlreichen Rhein—
Inseln.
*) Nördlich und südlich Wicker an der Wickert (kl. Zufluß des
Mains) befindet sich je eine bedeutende Höhe.
x) Die genannten Ortschaften liegen südlich, südwestlich und west—
lich Mainz.