270 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807.
Freund, ohne Hülfe, ja selbst vermieden,“) u. ohne Be—
dienung die ersten Tage hier zubringen mußte, — bis sich
endlich ein tauber Schuhflicker, der zugleich auch die Geschäfte
eines Lohnbedienten versah, sich entschloß, gegen Erlegung
von einem Spcies**) täglich, bey mir zu bleiben. Gottlob
ich kann sagen, daß ich jetzt völlig hergestellt bin, u. daß mir
die Reise gantz außerordentlich gut bekommen ist; der Hunger
hat sich mit Macht eingestellt, u. ich fühle, daß der Genuß
von kräftigen Speisen u. sogenannten hiesigen alten
Weinen mir bald wieder meinen vorigen Umfang geben wird.
Jetzt bin ich aber noch so dünne wie der Gr. Ferronnet; **)
1Wochen aber müssen alles wiederbringen. Hier in Dantzig
ist die Sterblichkeit eben so groß wo nicht größer wie in
Königsberg, auf dem platten Lande in gantz Preussen über
alle Beschreibung. Im Monath August starben hier 2500
Menschen; jetzt hat es sich wöchentlich auf 300 bis 350 ver—
mindert. Wir haben hier die Nachricht, daß sich diese Kranck—
Jeiten schon im südlichen Teutschland äußern; rathen Sie allen
Menschen sich vorzüglich den Leib warm zu halten u. starke
Betränke zu trinken; gute rote Weine sind am besten,
mann thut auch etwas Muscat-Nuß darunter. —
Es ist noch unbestimmt, wann wir Dantzig verlassen —
leicht zu errathende Uhrsachen, u. die enorme Theuerung
läßt mich wünschen bald — indessen ist mir mein hiesiger
Aufenthalt auf meiner gantzen Reise mit der interessanteste.
Gestern u. Vorgestern hatten wir helles Wetter; ich benutzte
es um in Gesellschaft von einigen französischen Officieren,
die ich schon vor mehreren Jahren in Hannover hatte kennen
lernen,) den Hagels- u. Bischofsberg u. überhaupt die
höchsten Gegenden um Dantzig zu besuchen, u. genoß von
Gemieden.
Speziesthaler, eine Silbermünze etwa im Werthe von 4,20 Mk.
Wohl einer der Emigranten in Arolsen.
Vermuthlich bei der Besetzung von Hannover im Jahre 1905.