Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807. 265
Ich schrieb Ihnen in der größten Geschwindigkeit gleich
nach meiner Ankunft — schlecht — unzusammenhängend u.
undeutlich — verzeihen Sie mir, kaum blieb mir vor Abgang
der Post noch Zeit übrig, um diese Worte Ihnen zu sagen.
Heute geht es mir nicht besser.
Gleich bey meiner Ankunft kam ich unter eine Menge
im höchsten Grade aufgebrachter, aufgeblasener, mitunter dis-
gustirtor*) u. leider auch unglücklicher Menschen, die ohne
Aussicht, ohne Brodt und ohne Versprechung auf halbes
Tractement gesezt, kostbare u. weite Reisen in ihre Heimath
antreten sollten — u. ohne Unterstützung. Einigermaßen zu
entschuldigen, übertrieben Sie doch im höchsten Grade. —
Die Lage des Königs ist allerdings zu bedauern. Ich werde
mehr darüber sagen, wenn ich zurückkomme; indessen bin ich
uͤberzeugt, daß noch sehr viele ihr Glück ihm zu dancken
haben werden. —
Nach allen diesen im Anfang eingezogenen Nachrichten
entschloß ich mich sogleich meinen Abschied zu nehmen. Der
Graf von Lottum,**) Vortragender General-Adjudant des
Königs, hörte davon u. lies mich rufen. Er hatte einen
Brief vom König an Durchlaucht den F-——sten in der
Hand den ich mitbringen werde — u. sagte mir, daß meine
Aeußerungen nicht übereinstimmten mit dem, was ihm der
König von mir gesagt hätte.“*«) Ich sagte ihm, ich wüßte
sehr wohl daß der König sehr viele Einländer zu versorgen
hätte, u. ich könnte daher keine Ansprüche machen. Er sagte
mir die schmeichelhaften Worte „glauben Sie mir, dem König
ist sehr daran gelegen, solche gute Officiers in Dienst zu be—
Y Verbittert, verleidet.
«*) Major Graf von Lottum war 2ter Assessor im Ober-Kriegs⸗
Collegium, für die Angelegenheiten der Infanterie, und hatte wohl den
Vortrag darüber. 1827 war er Generalleutnant und Staatsminister.
»r) Der König mußte annehmen, daß Dalwigk wieder angestellt zu
werden wünsche.