Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807. 263 
nahm mich sehr gnädig auf, und seine Frage: „wollen Sie 
in meinem Dienst bleiben?“ konnte ich ohnmöglich mit nein 
beantworten; ich wollte auch den Brief vom Fürsten nicht 
abgeben, nach dieser Frage aber that ich es.“) Der König 
sagte, er würde alles für mich thun was in seinen Kräften 
stände — leider aber hat er keine mehr, im wahren Sinne 
des Worts. Er erkundigte sich angelegentlich nach dem Fürsten. 
Vom König ging ich zum Printz Wilhelm; er ließ mir sagen, 
ich sollte in einer Stunde wiederkommen; die Prinzeß sey bey 
ihm. Die Prinzeß hat mit dem Printzen nur eine Stube 
u. eine Kammer. Die Prinzeß liegt gefährlich an der Ruhr 
kranck die hier sehr graßirt; während die Kammer gereinigt 
wurde, hatte sie sich in die Stube bringen lassen. — 
Nach einer Stunde ging ich wieder hin; der Printz kam 
mir in der Stubenthür entgegen; er umarmte mich wahrhaft 
herzlich: „Hätten Sie wohl geglaubt, daß unser erstes Wieder⸗ 
sehen hier und so, so seyn würde?“ waren seine ersten 
Worte — seine Augen füllten sich mit Trähnen. Ich war 
gegen 2 Stunde bey ihm, als die Königin kam, um die 
Prinzeß zu besuchen; ich entfernte mich. — 
Das ganze Preußische Corps welches noch von der 
Schlacht von Heilsberg und Friedland übrig geblieben ist, 
besteht ohngefähr noch aus 4000 Mann;*) davon ist die 
Garde, welche 200 Mann starck ist, u. ohngefähr 300 Füselier 
hier. Vorgestern sind alle Truppen, einige Battaillons in 
Graudenz u. Colberg***) ausgenommen entlassen; der gantze 
*) Der Brief des Fürsten enthielt eine Empfehlung Dalwigks für 
jeine Absicht, wieder einrangirt zu werden bz. wieder einzutreten. 
**) Es war ursprünglich nur zwischen 12 000 und 15000 Mann 
stark gewesen und stand unter dem Befehl des General von l'Estocqu. 
xx). Die Besatzung dieser beiden Festungen, die sich so ruhmvoll ge— 
hJalten hatten, wurden besonders gechrt.
	        
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