Full text: Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 - 1807

262 Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 
Europa d. 22ten August. 
Der Wind ist anhaltend gut; in wenigen Tagen hoffe ich 
in Memel zu seyn. Gestern Nachmittag erreichten wir noch 
Ertholman“) oder die Erdholme, 3 Felsen, die hoch aus dem 
Meer hervorragen, u. auf denen eine kleine Festung Christi- 
anial genannt, erbaut worden ist. Wir salutirten mit 
7 Schuß**) u. erhielten 5 von den Kanonen des PForts 
wieder. Der Felsen ist nur von 100 Menschen bewohnt, 
von denen 60 Soldaten sind. Der Commandant, ein artiger 
Mann, der ehemals See⸗Offizier war, schickte den Lootsen- 
Commandeur an Bord, um von uns die neusten Vorfälle 
von Koppenhagen zu erfahren; wir gingen aus Land, wurden 
freundschaftlich empfangen, nahmen ein Faß frisches Wasser 
ein, u. fuhren nach einem Aufenthalt von einer halben Stunde 
wieder ab. Merkwürdig ist, wir konnten den Felsen in einer 
Entfernung von 10 Schritt passiren u. hatten doch 50 Faden 
Wasser (eine Tiefe von 300 Fuß). Auf dem Felsen sind 
einige Gärten die mit der größten Sorgfalt unterhalten 
werden; die Erde ist von Ystadt“**) u. Bornholm hingebracht. — 
Memel den 286ten August. 
Hier bin ich denn nun in der antichambro von Sy— 
berien. — Mein Gott was für ein Land, was für ein Ort! 
was für Menschen! Gestern Abend kamen wir aus der hiesigen 
Rhede an, heute bin ich ans Land gekommen u. habe die Lage 
der Dinge noch viel schrecklicher gefunden als man mir gesagt 
hatte. Ich bin diesen Morgen gleich zum König gegangen, 
um ihm die Papiere vom Minister Grote zu übergeben; er 
*) Die Erbseninseln oder Ertholmene nordöstlich von Bornholm; 
mit Christianal ist wohl das feste Schloß Christiansö gemeint. 
**) Auch Kauffahrtei-Schiffe führten eine Anzahl Geschütze gegen 
Seeräuber. 
**x*) An der äußersten Südküste Schwedens.
	        
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