Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 1807. 19
gerückt, eine kleine IStunde von Maynz, wo ich denn meinen
Bruder besuchte, der just mit einpacken beschäftigt war um den
andern Tag nach Aschaffenburg abzureisen. — Die Eile womit
dieses geschahe machte daß sich mein Bruder nicht um alles
so bekümmern konte; daher habe ich noch mehrere Sachen in
Maynz, zum Exempel Bücher; auch eine Montirung beym
Schneider die er mir nicht verabfolgen lassen will da ihm
mein Bruder noch schuldig u. ich ohngefähr auch 9 4. Ver—
zeihn Sie theuerster Vater wenn ich Sie bitte mir einiges
Geld hieher zu schicken um die Uniform einzulösen; ich shabe)
wegen dieser Sache schon erstaunend viel Botenlohn ausgeben
[müssen] da ich selbst keinen Urlaub erhalten konte; es gehet
mir keiner unter 24 die 4 Stunde nach Maynz. — Eine
Schreibtafel welche ich mir gekauft habe da sie mir sehr nöthig
ist kostet 26 45 Kr. — Daß ich das Portepee erhalten habe
werde ich Ihnen theuerster Vater, schon geschrieben haben;
ich konte mir keins kaufen u. mein Bruder welchen ich darum
bat hat es vergessen; darum hat mir der Major von Ingers⸗
leben*) bey dessen Kompagnie ich stehe ein neues geliehen,
mit der Bedingung daß ich ihm ein neues wiedergebe; wollen
Sie nun wohl die Gnade haben und mir 3 0 schicken welche
ein Portepee kostet. — Als wir in das Lager von Mombach
rückten mußten lwir]) in Parade vor unserem General **)
aufmarschiren; des Nachmittags kam er ins Lager und nun
mußten wir uns alle in Reihe und Glied ohne Gewehr
stellen; Carl war just bey mir; ich hatte mich eben rein an⸗
gezogen um nach Maynz zu gehen u. war der einzige von
Officiers und überhaupt von allen der friesirt war; der
General ritt bey uns vorbey u. rief mich vor die Fronte,
fragte wie es mir gefiele und a. m. u. sagte: ich antworte
Ihnen mündlich auf Ihren Brief; ich verspreche ihnen ein
) Maior von Ingersleben war der Chef der Compagnie. Siche Anlage Ja.
*) jedenfalls General von Kalckstein, der Chef des Regiments.
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