Briefe des Freiherrn von Dalwigk 1794 -1807. 261
Europa den 21ten August.
Heute haben wir endlich guten u. frischen Wind. Der
Himmel ist heiter, die See ruhig, u. die gantze Gesellschaft
ist in voller Freude. Wir kamen gestern Nachmittag auf der
Südseite der Insel Bornholm,*) ungefähr anderthalb Meilen
vom Lande, an. Wir wollten die Insel lincks liegen lassend
vorbeysegeln, allein es trat nicht allein eine Windstille ein,
sondern wir hatten auch den Strom gegen uns; wir setzten
daher ein Boot aus u. fuhren nach Rönne dem größten Ort
auf der Insel, um einige frische Lebensmittel einzukaufen.
Die Ansicht von Rönne wie von allen den kleinen Städten,
welche am Strande liegen ist einzig schön; sie sind in dem
fruchtbarsten Theil der Insel gebaut, von kleinen freundlichen
Dörfern u. einzelnen Bauerhöfe umgeben u. liegen, da die
Insel hoch und gebürgig ist, amphitheatralisch. Als wir ans
Land stiegen, fanden wir alles in Bewegung u. der Comman-
dant, ein alter invalider Major, von der Weitläuftigkeit des
Präsidenten u. dem Äußeren des Kutscher Linde, war so
berwegen und kam uns im trotzigen Gang mit 6 oder 7
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berrostete Flinten ohne Schlößer trugen. Man hatte in der
Entfernung unser Schiff für eine Englische Fregatte gehalten,
u. als man sogar ein Boot sich dem Lande nähern sah,
schleunigst die Kräfte der Stadt aufgeboten um den Feind
mit Nachdruck zu empfangen. Indessen unser friedliches Aus—
sehen u. unsere Pässe beruhigten die geängsteten Insulaner
u. wir erhielten die Erlaubniß die schlechten Produckte des
Landes einzukaufen. Gegen Abend ruderten wir wieder dem
Schiff zu; die See war wie ein Spiegel. Bey unserer An—
kunft wurde das Schiff gewandt, wir umfuhren die Insel,
u. befinden uns jetzt auf der nördlichen Küste, die noch schöner
ist als die Südseite.
) Bornholm ist dänisch.